Der Frühling bringt endlich wieder frisches, zartes Gemüse in unsere Küchen. Radieschen knacken zwischen den Zähnen, Kohlrabi schmeckt süßlich-mild und die ersten Möhren sind so zart, dass man sie problemlos roh knabbern kann. Doch leider welken diese Frühlingsschätze oft viel zu schnell dahin – manchmal schon nach zwei, drei Tagen im Kühlschrank. Dabei lässt sich die Haltbarkeit mit ein paar cleveren Tricks deutlich verlängern.
Wer kennt das nicht: Man kauft voller Vorfreude ein Bund knallrote Radieschen, nur um sie wenige Tage später schrumpelig und weich im Gemüsefach zu entdecken. Oder der schöne Kohlrabi, der plötzlich seine Frische verloren hat und sich gummiartig anfühlt. Das muss nicht sein! Mit der richtigen Lagerung bleiben Frühlingsgemüse deutlich länger appetitlich und behalten ihre wertvollen Nährstoffe.
Warum welkt Frühlingsgemüse so schnell?
Frühlingsgemüse hat oft einen besonders hohen Wassergehalt und eine zarte Struktur. Anders als robuste Wintergemüse wie Kohl oder Rüben sind sie darauf programmiert, schnell zu wachsen und dabei viel Feuchtigkeit zu speichern. Das macht sie zwar besonders saftig und mild im Geschmack, aber eben auch anfälliger für Feuchtigkeitsverlust.
Hinzu kommt, dass viele Frühlingsgemüse bereits sehr jung geerntet werden. Junge Radieschen beispielsweise haben noch keine dicke, schützende Außenhaut entwickelt. Sie geben daher besonders schnell Wasser ab und werden welk. Ähnlich verhält es sich mit zartem Frühlingslauch oder jungen Möhren mit ihrem dünnen Grün.
Die richtige Vorbereitung macht den Unterschied
Schon beim Einkauf legst du den Grundstein für eine lange Haltbarkeit. Frisches Gemüse erkennst du an prallen, festen Knollen und leuchtend grünen Blättern. Bei Radieschen sollte das Laub noch knackig sein und nicht welk herunterhängen. Kohlrabi fühlt sich schwer in der Hand an und gibt bei leichtem Druck nicht nach.
Zuhause angekommen, geht's ans Putzen – aber nicht so, wie du vielleicht denkst. Viele machen den Fehler, ihr Gemüse sofort gründlich zu waschen. Das ist kontraproduktiv! Feuchtigkeit beschleunigt nämlich den Verderb. Besser ist es, das Gemüse nur oberflächlich von grobem Schmutz zu befreien und erst kurz vor der Zubereitung richtig zu waschen.
Was du aber unbedingt machen solltest: Das Grün entfernen. Die Blätter entziehen den Knollen kontinuierlich Feuchtigkeit und Nährstoffe. Schneide sie großzügig ab, aber lass dabei etwa einen Zentimeter Stiel stehen. Das schützt die Schnittstelle vor dem Austrocknen.
Tipp 1: Feuchtigkeit ist der Schlüssel
Das A und O bei der Lagerung von Frühlingsgemüse ist die richtige Luftfeuchtigkeit. Zu trocken, und das Gemüse schrumpelt. Zu feucht, und es beginnt zu faulen oder zu schimmeln. Die goldene Mitte findest du mit einem einfachen Trick: Wickle das Gemüse in ein leicht angefeuchtetes Küchentuch ein.
Das Tuch sollte feucht, aber nicht tropfnass sein. Wringe es nach dem Anfeuchten gut aus, sodass es sich nur noch leicht feucht anfühlt. So schaffst du ein optimales Mikroklima, das die natürliche Feuchtigkeit des Gemüses bewahrt, ohne Staunässe zu verursachen.
Tipp 2: Perforierte Beutel nutzen
Eine praktische Alternative zum feuchten Tuch sind perforierte Plastikbeutel. Diese gibt es speziell für Gemüse zu kaufen, aber du kannst auch normale Gefrierbeutel nehmen und mit einer Gabel kleine Löcher hineinstechen. Die Löcher sorgen für Luftzirkulation und verhindern Kondensation, während der Beutel trotzdem die Feuchtigkeit im Inneren hält.
Spannend ist dabei, dass die Größe der Löcher eine Rolle spielt. Zu große Öffnungen lassen zu viel Feuchtigkeit entweichen, zu kleine können zu Staunässe führen. Mit der Gabel gestochene Löcher haben meist die perfekte Größe.
Tipp 3: Der richtige Platz im Kühlschrank
Nicht jeder Bereich im Kühlschrank ist gleich gut für Frühlingsgemüse geeignet. Das Gemüsefach ist zwar naheliegend, aber nicht immer optimal. Hier herrscht oft eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit, was bei manchen Gemüsesorten zu schnellem Verderb führen kann.
Radieschen und Kohlrabi fühlen sich im mittleren Bereich des Kühlschranks am wohlsten, wo die Temperatur konstant zwischen 4 und 6 Grad liegt. Zarte Möhren mit Grün hingegen mögen es etwas kühler und können durchaus ins Gemüsefach. Wichtig ist, dass du sie nicht direkt neben stark riechende Lebensmittel legst – Frühlingsgemüse nimmt Gerüche schnell auf.
Tipp 4: Ethylen-Produzenten fernhalten
Manche Obst- und Gemüsesorten produzieren Ethylen, ein Reifegas, das andere Gemüse schneller welken lässt. Zu den stärksten Ethylen-Produzenten gehören Äpfel, Bananen und Tomaten. Aber auch Avocados, Melonen und paradoxerweise sogar manche älteren Möhren können problematisch sein.
Lager dein Frühlingsgemüse daher möglichst weit entfernt von diesen "Reifegas-Schleudern". Am besten in einem separaten Fach oder zumindest in einiger Entfernung.
Tipp 5: Radieschen besonders behandeln
Radieschen sind besonders heikel, was die Lagerung angeht. Sie mögen es kühl und feucht, aber reagieren empfindlich auf zu viel Nässe. Ein bewährter Trick ist die Lagerung in einem Glas mit wenig Wasser. Stelle die Radieschen wie einen Blumenstrauß in ein Glas mit etwa zwei Zentimetern Wasser am Boden.
Das Grün solltest du dabei komplett entfernt haben. Decke das Glas mit einer Plastiktüte ab und stelle es in den Kühlschrank. So bleiben Radieschen bis zu zwei Wochen knackig – deutlich länger als bei herkömmlicher Lagerung. Der Clou dabei: Die Radieschen nehmen nur so viel Wasser auf, wie sie benötigen.
Tipp 6: Kohlrabi richtig einwickeln
Kohlrabi hat eine relativ robuste Schale, verliert aber trotzdem schnell an Feuchtigkeit. Hier hat sich die Lagerung in Zeitungspapier bewährt. Das Zeitungspapier nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf und gibt sie bei Bedarf wieder ab – ein natürlicher Feuchtigkeitsregulator sozusagen.
Wickle jeden Kohlrabi einzeln in eine Lage Zeitungspapier ein. Wichtig: Verwende nur Zeitungen mit unbedenklichen Druckfarben, also keine Hochglanzmagazine oder bunt bedruckte Werbeprospekte. Normale Tageszeitungen sind meist in Ordnung. Alternativ funktioniert auch Küchenpapier, das ist allerdings weniger nachhaltig.
Tipp 7: Möhren mit und ohne Grün unterschiedlich lagern
Bei Möhren kommt es darauf an, ob sie noch ihr Grün haben oder nicht. Möhren ohne Grün sind deutlich unkomplizierter – sie halten sich problemlos mehrere Wochen im Gemüsefach, am besten in einem perforierten Beutel.
Möhren mit Grün sind dagegen echte Diven. Das Grün entzieht den Wurzeln kontinuierlich Feuchtigkeit und Nährstoffe. Entweder du entfernst es komplett, oder du lagerst die Möhren stehend in einem hohen Gefäß mit wenig Wasser am Boden – ähnlich wie bei den Radieschen. Das Grün kannst du übrigens nicht einfach wegwerfen: Es eignet sich hervorragend für Pesto oder als Würzkraut.
Tipp 8: Regelmäßig kontrollieren und aussortieren
Der letzte, aber nicht weniger wichtige Tipp: Kontrolliere dein gelagertes Gemüse regelmäßig. Ein einzelnes fauliges Radieschen kann schnell den ganzen Vorrat verderben. Schaue daher alle paar Tage nach dem Rechten und sortiere angeschlagene Exemplare sofort aus.
Dabei merkst du auch, ob deine Lagerungsmethode funktioniert. Werden die Tücher zu trocken, feuchte sie wieder leicht an. Bildet sich Kondenswasser, öffne die Verpackung kurz zum Lüften. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür, was dein Gemüse braucht.
Was tun mit welkenden Gemüse?
Manchmal lässt sich das Welken trotz aller Vorsicht nicht verhindern. Aber auch dann ist noch nicht alles verloren. Leicht welke Radieschen oder Möhren lassen sich oft durch ein Bad in eiskaltem Wasser wieder auffrischen. Lege sie für 10-15 Minuten in eine Schüssel mit kaltem Wasser und ein paar Eiswürfeln.
Die Zellen nehmen wieder Wasser auf und das Gemüse wird zumindest teilweise wieder knackig. Das funktioniert allerdings nur bei leichtem Welken – richtig matschiges oder fauliges Gemüse ist nicht mehr zu retten.