Ernährung & Gesundheit

Pflanzliche Milchalternativen: Nährstoffvergleich von Hafer bis Erbse

Hafermilch hier, Mandelmilch da – aber welche pflanzliche Alternative punktet wirklich mit Nährstoffen? Wir schauen genauer hin und räumen mit ein paar Vorurteilen auf.

Ernährung & Gesundheit  |  Lesezeit: ca. 8 Min.
Kommentare
Teilen
Facebook
Pocket
E-Mail
0
Kommentare
Facebook
Pocket
E-Mail
Zwischenablage

Mittlerweile stehen sie in jedem Supermarkt: die pflanzlichen Milchalternativen. Was vor ein paar Jahren noch ein Nischensortiment war, hat sich zum Mainstream gemausert. Doch hinter den bunten Verpackungen und kreativen Namen verbirgt sich eine ziemlich komplexe Nährstofflandschaft. Nicht jede Alternative ist gleich, und manche Überraschungen warten darauf, entdeckt zu werden.

Fakt ist: Kuhmilch als Referenz zu nehmen, macht durchaus Sinn. Sie liefert pro 100 Milliliter etwa 3,4 Gramm Protein, 4,7 Gramm Kohlenhydrate und wichtige Mineralstoffe wie Calcium und Vitamin B12. Aber wie schlagen sich die pflanzlichen Konkurrenten? Nun, da wird's interessant.

Sojamilch: Der Protein-Platzhirsch mit Tradition

Sojamilch war schon da, bevor Hafermilch überhaupt ein Ding war. Und das aus gutem Grund: Mit etwa 3,3 Gramm Protein pro 100 Milliliter kommt sie der Kuhmilch verdammt nahe. Das liegt an den Sojabohnen selbst – die sind von Natur aus proteinreich und liefern alle essentiellen Aminosäuren. Ein vollständiges Aminosäureprofil, wie es Ernährungswissenschaftler so schön nennen.

Spannend ist dabei, dass Sojamilch oft mit Calcium angereichert wird und dann sogar höhere Werte erreicht als Kuhmilch. Rund 120 Milligramm pro 100 Milliliter sind keine Seltenheit. Dazu kommen B-Vitamine und manchmal auch Vitamin D. Der Geschmack? Nun ja, das ist Geschmackssache. Manche finden ihn zu "bohnig", andere schätzen die cremige Konsistenz.

Ein kleiner Wermutstropfen: Soja steht immer wieder in der Diskussion. Phytoöstrogene, Gentechnik, Umweltaspekte – die Debatte ist vielschichtig. Fakt bleibt aber: Rein nährstofftechnisch macht Sojamilch eine gute Figur.

Hafermilch: Der cremige Newcomer mit Beta-Glucan-Bonus

Hafermilch ist das Hipster-Getränk unter den Milchalternativen geworden. Kein Wunder, denn sie schmeckt natürlich süßlich und lässt sich hervorragend aufschäumen. Aber wie sieht's mit den Nährstoffen aus?

Hier zeigt sich ein gemischtes Bild. Mit etwa 1 Gramm Protein pro 100 Milliliter liegt Hafermilch deutlich unter Kuhmilch und Sojamilch. Dafür punktet sie mit Beta-Glucan, einem löslichen Ballaststoff, der den Cholesterinspiegel senken kann. Etwa 0,8 Gramm stecken in 100 Millilitern – das ist gar nicht so übel.

Was den Geschmack angeht, ist Hafermilch oft der Kompromisskandidat. Sie schmeckt mild, fast schon neutral, und verleiht dem Kaffee eine leichte Süße. Die Konsistenz ist cremig, aber nicht zu schwer. Übrigens: Selbstgemachte Hafermilch schmeckt oft intensiver nach Hafer als die gekaufte Variante.

Mandelmilch: Leicht und kalorienarm, aber nährstoffarm

Mandelmilch war lange Zeit der Shooting Star unter den Milchalternativen. Besonders in den USA wurde sie regelrecht gehypt. Doch Vorsicht: Mandelmilch ist oft mehr Wasser als Mandel. Handelsübliche Sorten enthalten gerade mal 2-3 Prozent Mandeln. Das merkt man auch am Nährstoffprofil.

Mit etwa 0,5 Gramm Protein pro 100 Milliliter ist Mandelmilch der Minimalist unter den Alternativen. Dafür ist sie kalorienarm – oft unter 20 Kilokalorien pro 100 Milliliter. Für alle, die aufs Gewicht achten, durchaus interessant. Vitamin E ist natürlicherweise enthalten, allerdings in geringen Mengen.

Der Geschmack? Leicht nussig, aber dezent. Mandelmilch macht sich gut im Müsli oder in Smoothies, aber im Kaffee kann sie etwas dünn wirken. Ein Tipp vom Profi: Ungesüßte Varianten wählen, denn viele Mandelmilch-Sorten sind mit Zucker vollgepumpt.

Reismilch: Der Allergie-freundliche Minimalismus

Reismilch ist das Stiefkind unter den Milchalternativen. Zu Unrecht, denn sie hat ihre Berechtigung. Besonders für Allergiker ist sie interessant: glutenfrei, sojafrei, nussfrei – praktisch für jeden verträglich.

Nährstofftechnisch ist Reismilch allerdings eher bescheiden. Mit etwa 0,3 Gramm Protein pro 100 Milliliter liegt sie noch unter der Mandelmilch. Dafür liefert sie mehr Kohlenhydrate – etwa 9-10 Gramm pro 100 Milliliter. Das liegt am Reis selbst, der reich an Stärke ist.

Geschmacklich ist Reismilch mild und leicht süßlich. Manche beschreiben sie als "wässrig", aber das ist vielleicht etwas unfair. Sie eignet sich gut für Desserts und Süßspeisen, weil sie den Eigengeschmack nicht überdeckt.

Erbsenmilch: Der Protein-Geheimtipp aus der Hülsenfrucht-Ecke

Erbsenmilch klingt erst mal seltsam. Wer denkt schon an Erbsen, wenn es um Milchalternativen geht? Aber diese grünen Kugeln haben es in sich. Erbsenmilch schafft es auf etwa 3 Gramm Protein pro 100 Milliliter – damit spielt sie in der Liga von Sojamilch.

Das Protein aus Erbsen ist hochwertig und liefert alle essentiellen Aminosäuren. Dazu kommen Ballaststoffe und natürlich vorkommende Mineralstoffe. Erbsenmilch wird oft mit Calcium, Vitamin D und B12 angereichert, um eine vollwertige Alternative zu bieten.

Geschmacklich ist Erbsenmilch überraschend neutral. Der typische Erbsengeschmack ist kaum wahrnehmbar – das liegt an der Verarbeitung. Die Konsistenz ist cremig, manchmal sogar etwas dichter als andere Alternativen. Ein echter Geheimtipp für alle, die Protein brauchen, aber Soja meiden möchten.

Kokosmilch: Cremig, aber mit Kalorien-Überraschung

Kokosmilch aus dem Kühlregal ist nicht dasselbe wie die Kokosmilch aus der Dose. Die Trink-Kokosmilch ist stark verdünnt und enthält meist nur 1-2 Prozent Kokosnuss. Trotzdem hat sie ihre Eigenarten.

Mit etwa 0,4 Gramm Protein liegt sie im unteren Bereich. Dafür kann sie – je nach Hersteller – mehr Fett enthalten als andere Alternativen. Das macht sie cremiger, aber auch kalorienreicher. Etwa 15-20 Kilokalorien pro 100 Milliliter sind normal.

Der Kokosgeschmack ist dezent, aber wahrnehmbar. In Kaffee kann das durchaus interessant sein – eine Art tropischer Touch. In Müsli oder Smoothies passt Kokosmilch gut zu Früchten wie Mango oder Ananas.

Cashewmilch: Die cremige Luxus-Variante

Cashewmilch ist wie die Sahne unter den Milchalternativen. Cashewnüsse sind von Natur aus cremig und fettreich, und das merkt man auch bei der Milch. Mit etwa 1 Gramm Protein pro 100 Milliliter liegt sie im Mittelfeld.

Was Cashewmilch auszeichnet, ist die Konsistenz. Sie ist samtig und fast schon luxuriös. Das liegt am höheren Fettgehalt – etwa 1,5-2 Gramm pro 100 Milliliter. Für Kaffee-Liebhaber ein Traum, besonders für Cappuccino oder Latte Macchiato.

Der Geschmack ist mild-nussig, aber nicht aufdringlich. Cashewmilch lässt sich übrigens relativ einfach selbst machen: Cashews einweichen, mit Wasser mixen, fertig. Kein Abseihen nötig, da Cashews sehr weich werden.

Nährwerte im direkten Vergleich: Wer macht das Rennen?

Schauen wir uns die Zahlen mal konkret an. Pro 100 Milliliter liefert Sojamilch etwa 54 Kilokalorien, Hafermilch 42, Mandelmilch 13, Reismilch 47, Erbsenmilch 45 und Cashewmilch 25. Bei den Proteinen führt Sojamilch mit 3,3 Gramm, gefolgt von Erbsenmilch mit 3 Gramm.

Interessant wird's bei den Mineralstoffen. Viele Hersteller reichern ihre Produkte mit Calcium an. Dann können auch Hafer- oder Mandelmilch auf 100-120 Milligramm Calcium pro 100 Milliliter kommen. Vitamin B12 wird fast immer zugesetzt, da es in pflanzlichen Produkten natürlicherweise nicht vorkommt.

Ein Punkt, der oft übersehen wird: Ballaststoffe. Hafermilch punktet hier mit Beta-Glucan, während die meisten anderen Alternativen kaum Ballaststoffe liefern. Das liegt daran, dass bei der Herstellung oft gefiltert wird.

Zusatzstoffe und Anreicherungen: Was steckt wirklich drin?

Die Zutatenliste verrät viel. Handelsübliche Milchalternativen enthalten oft Stabilisatoren wie Gellan oder Carrageen, um die Konsistenz zu verbessern. Emulgatoren sorgen dafür, dass sich Fett und Wasser nicht trennen. Das ist technisch notwendig, aber nicht jeder mag diese Zusätze.

Angereichert wird fast immer: Calcium, Vitamin D, Vitamin B12 und manchmal auch Vitamin A. Das macht Sinn, denn diese Nährstoffe sind in pflanzlichen Alternativen natürlicherweise nicht oder nur in geringen Mengen enthalten. Ohne Anreicherung wären die meisten Alternativen nährstofftechnisch ziemlich schwach.

Zucker ist ein heikles Thema. Viele Sorten enthalten zugesetzten Zucker oder Süßstoffe. "Ungesüßt" auf der Packung bedeutet meist, dass kein zusätzlicher Zucker zugesetzt wurde – natürliche Süße aus der Grundzutat kann trotzdem vorhanden sein.

Umweltaspekte: Nicht alle Alternativen sind gleich grün

Pflanzliche Milchalternativen gelten als umweltfreundlicher als Kuhmilch. Das stimmt grundsätzlich, aber die Unterschiede zwischen den Alternativen sind beträchtlich. Mandeln brauchen viel Wasser – etwa 5 Liter für eine einzige Mandel. In Kalifornien, wo viele Mandeln für Mandelmilch herkommen, ist das problematisch.

Hafer wächst auch in Europa und braucht weniger Wasser. Soja hat ein Imageproblem wegen der Regenwaldabholzung, aber Soja für Milchalternativen stammt meist aus Europa oder Nordamerika. Das Soja für Tierfutter ist das eigentliche Problem.

Reismilch liegt irgendwo dazwischen. Reis braucht viel Wasser, aber er wächst weltweit und ist relativ anspruchslos. Erbsenmilch hat einen guten ökologischen Fußabdruck, weil Erbsen Stickstoff im Boden fixieren können.

Praktische Tipps: Welche Alternative für welchen Zweck?

Für Kaffee empfiehlt sich Hafermilch oder Cashewmilch – beide schäumen gut und haben eine cremige Konsistenz. Sojamilch kann im Kaffee etwas herb schmecken, aber das ist Geschmackssache. Mandelmilch wird oft zu dünn für einen richtig cremigen Cappuccino.

Fürs Müsli sind fast alle Alternativen geeignet. Hafermilch bringt natürliche Süße mit, Mandelmilch ist neutral, Reismilch ebenfalls mild. Wer Protein braucht, greift zu Soja- oder Erbsenmilch.

Beim Backen kann's tricky werden. Nicht jede Alternative verhält sich gleich. Sojamilch funktioniert meist am besten als 1:1-Ersatz für Kuhmilch. Hafermilch kann Backwaren etwas süßer machen. Reismilch ist eher dünn und eignet sich nicht für alle Rezepte.

Für Smoothies sind alle Alternativen geeignet. Kokosmilch verleiht einen tropischen Touch, Mandelmilch bleibt neutral, Hafermilch macht Smoothies etwas cremiger. Cashewmilch ist super für grüne Smoothies, weil sie den Gemüsegeschmack abmildert.

Schreibe einen Kommentar
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.
 
Du 

Bisher keine Kommentare
Nach oben scrollen