Kochtipps & Tricks

Gemüse richtig waschen: 6 Methoden gegen Schmutz, Pestizide und Keime

Einfach unter den Wasserhahn halten reicht nicht. Diese 6 wissenschaftlich belegten Methoden befreien dein Gemüse wirklich von Pestiziden und Schmutz. Spoiler: Der Gewinner überrascht.

Kochtipps & Tricks  |  Lesezeit: ca. 9 Min.
Kommentare
Teilen
Facebook
Pocket
E-Mail
0
Kommentare
Facebook
Pocket
E-Mail
Zwischenablage

Der Griff zum knackigen Paprika im Supermarkt ist schnell getan, aber was dann? Kurz unter fließendes Wasser halten und fertig? Von wegen. Auf unserem Gemüse tummeln sich neben Erde und Staub oft auch Pestizide, die sich hartnäckiger halten als gedacht. Gerade mal eben abspülen bringt da wenig bis gar nichts.

Wer schon mal versucht hat, den wachsigen Film von einer konventionellen Gurke zu rubbeln, weiß: Da klebt mehr dran als nur Dreck. 65% der analysierten Produktproben wurden positiv auf Pestizidrückstände getestet - eine Zahl, die nachdenklich macht. Aber keine Panik: Es gibt durchaus Methoden, die funktionieren. Und andere, die leider nur Mythos sind.

Warum normales Wasser nicht reicht

Die wohl einfachste und effizienteste Form der Reinigung ist, das Obst und Gemüse unter dem laufenden Wasserhahn mit sauberem Wasser zu waschen. Dies ist schnell gemacht und wirkungsvoller als die Lebensmittel im Wasser einzuweichen. Allerdings genügt es nicht, um alle Schadstoffe wegzukriegen. Das liegt daran, dass viele Pestizide und Fungizide lipophil sind - sie lösen sich also nicht einfach in Wasser auf, sondern haften hartnäckig an der Oberfläche.

In einer amerikanischen Studie haben Forscher untersucht, wie lange man einen Apfel waschen muss, bis die Pestizide verschwinden. Mit normalem Wasser erreicht man diesen Zustand gar nicht. Ernüchternd, oder? Trotzdem ist Wasser der erste wichtige Schritt - nur eben nicht der einzige.

Interessant ist auch: Leider konnten die drei Methoden nicht alle vorher auf den Pflanzen vorzufindenden Pestizide auf den Lebensmitteln entfernen. Das bezog sich auf kaltes Wasser, Mikrofasertuch und speziellen Obstreiniger. Zeit für bessere Strategien.

Methode 1: Natron - der wissenschaftlich belegte Gewinner

Backpulver kennt jeder, aber dass Natron beim Gemüsewaschen der absolute Champion ist, wissen die wenigsten. Die Forschenden ließen eine Natronlösung 15 Minuten auf Äpfel einwirken. Damit konnten sie den größten Teil der anhaftenden Pestizide entfernen. Beeindruckend wird's, wenn man die Zahlen sieht: Nur mit Natron gelang es, dass 99% der Pestizide entfernt werden konnten.

Die Anwendung ist denkbar einfach: Einen Teelöffel Natron in einen Liter lauwarmes Wasser einrühren. Das Gemüse 12-15 Minuten darin baden lassen, dann gründlich unter fließendem Wasser abspülen. Bei hartem Gemüse wie Karotten oder Kartoffeln darf's auch eine weiche Bürste sein.

Der Haken? Schadstoffe, die in die Schale der Äpfel eingedrungen waren, konnten mit dieser Methode allerdings weniger erfolgreich entfernt werden. Trotzdem ist Natron die Nummer eins, wenn's um oberflächliche Pestizide geht.

Methode 2: Essig - der saure Allrounder

Essig hat in deutschen Küchen eine lange Tradition - und das aus gutem Grund. Essig hat eine antibakterielle Wirkung gegen Bakterien, ein großer Teil der Pestizide kann damit entfernt werden. Besonders praktisch: Du hast ihn wahrscheinlich sowieso zuhause.

Für die Essig-Lösung mischst du einen Teil Essig mit drei Teilen Wasser. In einer Studie konnte durch Spülen mit einprozentiger Essigsäure (zweimal je fünf Minuten) die Gesamtkeimzahl deutlich verringert werden. Das funktioniert gut bei Beeren, Trauben und anderem empfindlichen Gemüse.

Die Essig- und Backpulverlösungen erwiesen sich als effektiver als reines Wasser bei der Reduktion von mehreren Pestiziden. Allerdings ist Essig nicht ganz so stark wie Natron - dafür aber schonender für empfindliche Oberflächen.

Methode 3: Salzwasser - die unterschätzte Alternative

Salzwasser zum Gemüsewaschen? Klingt erstmal komisch, hat aber durchaus seine Berechtigung. Eine der besten Arten Früchte und Gemüse zu waschen, um Pestizide und Insekten loszuwerden, ist sie ein Salzwasser einzuweichen. Wir empfehlen, Himalayasalz oder Meersalz zu verwenden und mindestens 20 Minuten lang einzuweichen bevor Du es mit fließendem Wasser abspülst.

Die Mischung: Zwei Esslöffel grobes Salz auf einen Liter Wasser. Besonders gut funktioniert das bei Blattgemüse wie Spinat oder Salat, wo sich gerne kleine Tierchen verstecken. Das Salzwasser zieht nicht nur Schmutz, sondern auch Insektenlarven aus den Blättern heraus.

Ein Tipp aus der Praxis: Lass das Gemüse ruhig 20-30 Minuten im Salzbad stehen. Danach siehst du oft erstaunlich viel Dreck am Boden der Schüssel - Zeug, das mit normalem Wasser nie rausgekommen wäre.

Methode 4: Mechanische Reinigung - Bürste und Co.

Manchmal muss man eben Hand anlegen. Wurzelgemüse (z.B. Karotten, Kartoffeln): Schrubben mit einer Gemüsebürste unter fließendem Wasser. Obst mit fester Schale (z.B. Äpfel, Birnen): Abreiben mit einer Bürste oder einem Tuch, ggf. in Essiglösung einlegen.

Hier kommt's auf die richtige Technik an: Bei Kartoffeln und Möhren ruhig ordentlich schrubben - die vertragen das. Empfindlichere Sachen wie Tomaten oder Pfirsiche dagegen nur sanft mit einem weichen Tuch abreiben.

Ein Mikrofasertuch funktioniert übrigens besser als ein normales Geschirrtuch. Die feinen Fasern greifen Schmutz und Rückstände effektiver auf. Aber Vorsicht bei weichen Früchten - da kann man schnell mal die Haut verletzen.

Methode 5: Spezielle Gemüsereiniger - teure Spielerei oder sinnvoll?

In den Regalen stehen inzwischen allerlei Spezialreiniger für Obst und Gemüse. Die Versprechen sind groß, die Preise auch. Aber bringen die überhaupt was?

Die ernüchternde Wahrheit: Leider konnten die drei Methoden nicht alle vorher auf den Pflanzen vorzufindenden Pestizide auf den Lebensmitteln entfernen. Das bezog sich auch auf kommerzielle Obstreiniger. Sie sind nicht schlechter als andere Methoden, aber eben auch nicht besser - dafür deutlich teurer.

Herkömmliches Spülmittel eignet sich dagegen nicht für die Gemüsereinigung. Spülmittel ist für Geschirr optimiert, nicht für Lebensmittel. Die Rückstände können problematischer sein als die ursprünglichen Pestizide.

Methode 6: Schälen - die radikale Lösung

Wenn alles andere nicht hilft: Schälen geht immer. Allerdings mit einem dicken Aber: Das Schälen von Äpfeln und Birnen ist nicht empfehlenswert, da dabei wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Viele Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe stecken nämlich direkt unter der Schale.

Bei Wurzelgemüse wie Karotten ist Schälen weniger problematisch - hier sitzen die meisten Nährstoffe im Innern. Bei Äpfeln, Birnen oder Gurken dagegen verschwendest du buchstäblich das Beste.

Eine Ausnahme gibt's trotzdem: Wenn du konventionelle Zitrusfrüchte verwenden willst und die Schale mitessen möchtest (etwa für Zitronenabrieb), dann schäl lieber oder kauf gleich Bio. Zitrusschalen sind oft besonders stark behandelt.

Was wirklich bringt und was nur Mythos ist

Nach all den Methoden stellt sich die Frage: Was funktioniert tatsächlich und was ist nur gefühlte Sicherheit?

Fakt ist: Egal was man nutzt, kann man danach sein Obst/Gemüse mit besserem Gewissen Essen. Trotzdem ist BIO immer noch die bessere Variante! Keine Waschmethode entfernt 100% aller Rückstände, aber sie reduzieren sie deutlich.

Die Rangfolge der Wirksamkeit sieht so aus: Natron liegt klar vorn, gefolgt von Essig. Salzwasser funktioniert gut bei bestimmten Gemüsesorten. Mechanische Reinigung ist bei hartem Gemüse unverzichtbar. Spezialreiniger sind überflüssig, normales Wasser allein reicht nicht.

Das Waschen von Obst und Gemüse kann zwar dazu beitragen, dass du einen Teil der Pestizide von der Oberfläche entfernst. Aber eben nur einen Teil. Systemische Pestizide, die in der ganzen Pflanze stecken, bekommst du mit keiner Waschmethode weg.

Praktische Tipps für den Alltag

Theorie ist schön und gut, aber im Alltag muss es schnell gehen. Hier ein paar Tricks, wie du effizient wäschst ohne großen Aufwand:

Bereite gleich eine größere Menge Natronlösung vor und bewahr sie im Kühlschrank auf. Hält sich problemlos eine Woche. Für den schnellen Gebrauch reicht auch ein Spritzer Essig ins Waschwasser.

Bei empfindlichen Sachen wie Beeren oder Kirschen: Erst kurz vor dem Essen waschen, sonst werden sie matschig. Robuste Gemüse wie Paprika oder Gurken können dagegen nach dem Waschen gut verpackt noch ein paar Tage im Kühlschrank bleiben.

Ein Geheimtipp: Gemüse oder Obst damit besprühen, fünf Minuten einwirken lassen und dann unter fließendem Wasser abspülen - fertig ist die Anti-Pestizid-Behandlung! Das funktioniert mit einer Essig-Wasser-Mischung in der Sprühflasche prima für den Alltag.

Welches Gemüse braucht welche Behandlung?

Nicht jedes Gemüse ist gleich - entsprechend unterschiedlich solltest du beim Waschen vorgehen. Himbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren und andere Weichobstsorten sind besonders heikel. Hier reicht oft schon eine kurze Essig-Behandlung.

Wurzelgemüse verträgt dagegen ordentlich was: Schrubben mit der Bürste, Natronbad, mechanische Reinigung - alles kein Problem. Bei Blattgemüse wie Salat oder Spinat ist Salzwasser oft am effektivsten, weil es auch kleine Tierchen und Larven herauszieht.

Tomaten sind ein Sonderfall: Die glatte Haut lässt Pestizide schlecht eindringen, aber auch schlecht wieder los. Hier hilft Abreiben mit einem Tuch nach der Natron-Behandlung.

Bio oder nicht Bio - macht Waschen trotzdem Sinn?

Eine einfache, wenn auch vielleicht etwas teuere Lösung ist der Konsum von biologischen Lebensmitteln. Aber auch Bio-Gemüse solltest du waschen - nicht wegen Pestiziden, sondern wegen natürlicher Verschmutzung, Bakterien und eventueller Kreuzkontamination beim Transport.

Bio-Ware ist nicht automatisch keimfrei oder sauberer. Gerade bei Salaten oder Sprossen können sich Bakterien tummeln, egal ob bio oder konventionell. Waschen Sie Obst und Gemüse immer unter fließendem Wasser ab und reiben Sie es mit einem Tuch ab. Das gilt für alle Sorten.

Bei Bio-Produkten reicht allerdings oft einfaches Wasser mit mechanischer Reinigung. Die aufwendigen Natron- oder Essig-Behandlungen sind hier meist übertrieben.

Fazit: Was bleibt hängen?

Gemüse waschen ist kein Hexenwerk, aber auch nicht mit schnellem Abbrausen erledigt. Auch wenn keine Methode Pestizide vollständig entfernen kann, können wir durch sorgfältiges Waschen und die richtigen Reinigungsmethoden die Rückstände deutlich reduzieren und Bakterien entfernen.

Die goldene Regel: Natron für hartnäckige Fälle, Essig für den Alltag, Salzwasser bei Blattgemüse und immer schön mechanisch nachhelfen wo es geht. Spezialreiniger kannst du dir sparen, normales Wasser allein reicht aber auch nicht.

Schreibe einen Kommentar
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.
 
Du 

Bisher keine Kommentare
Nach oben scrollen