Wie viele Basilikumtöpfe hast du schon über den Jordan geschickt? Die meisten von uns kennen das Spiel. Man kauft euphorisch den duftenden Topf im Supermarkt, freut sich auf frische Caprese und selbstgemachtes Pesto – und dann das. Nach wenigen Tagen sieht das Kraut aus, als hätte es eine persönliche Vendetta gegen das Leben gefasst.
Dabei liegt es nicht daran, dass Basilikum grundsätzlich schwer zu handhaben wäre. Vielmehr steckt der Teufel im Detail, und die häufigsten Pflegefehler passieren bereits in den ersten Stunden nach dem Kauf. Wer ein paar grundlegende Regeln beachtet, kann aus dem vermeintlichen Problemkind einen zuverlässigen Küchenpartner machen.
Der erste Eindruck täuscht: Warum Supermarkt-Basilikum so schnell schlapp macht
Schon beim Kauf fängt das Problem an. Die meisten Basilikumpflanzen aus dem Supermarkt sind regelrechte Massenware, die unter künstlichen Bedingungen hochgezogen wurden. In riesigen Gewächshäusern wachsen sie dicht an dicht, bekommen optimale Nährstoffversorgung und konstante Temperaturen. Kein Wunder, dass sie den Schock nicht verkraften, wenn sie plötzlich in unserer normalen Küche landen müssen.
Hinzu kommt: Diese Pflanzen sind oft überzüchtet. Sie sollen schnell wachsen und gut aussehen, nicht zwangsläufig robust sein. Die Blätter sind häufig zu groß, die Stängel zu schwach. Als wären sie für einen Sprint trainiert worden, nicht für einen Marathon. Deshalb solltest du bereits beim Einkauf genauer hinschauen.
Gute Basilikumpflanzen erkennst du an festen, nicht zu großen Blättern und kräftigen Stielen. Die Erde sollte feucht, aber nicht matschig sein. Und falls möglich: Kauf lieber beim Gärtner als im Supermarkt. Die Pflanzen dort sind meist weniger verzärtelt und haben bessere Überlebenschancen.
Standort ist alles: Die goldene Mitte zwischen Sonne und Schatten
Jetzt wird's interessant. Basilikum stammt ursprünglich aus den warmen Gebieten Asiens und liebt Wärme und Licht. Trotzdem ist die Fensterbank über der Heizung der sichere Tod für die Pflanze. Zu heiß, zu trocken, zu stressig. Basilikum braucht gleichmäßige Verhältnisse, keine Extreme.
Der ideale Platz? Ein helles Fenster ohne direkte Mittagssonne. Morgen- oder Abendsonne verträgt die Pflanze gut, aber die knallende Mittagshitze lässt die Blätter schnell welken. Ostfenster sind oft perfekt – dort bekommt das Kraut das sanfte Morgenlicht ab, ist aber vor der aggressiven Nachmittagssonne geschützt.
Temperatur ist genauso wichtig wie Licht. Zwischen 18 und 22 Grad fühlt sich Basilikum richtig wohl. Zugluft hasst die Pflanze übrigens wie die Pest. Also nicht direkt neben die Terrassentür stellen oder in den Durchzug zwischen Küchenfenster und Flur.
Übrigens: Manche schwören darauf, den Basilikum alle paar Tage zu drehen, damit er gleichmäßig wächst. Schadet nicht, ist aber auch kein Muss. Wichtiger ist, dass der Standort grundsätzlich stimmt.
Gießen ohne Ertränken: Das Geheimnis der richtigen Wassermenge
Hier passieren die meisten Fehler. Entweder man gießt zu viel und die Wurzeln faulen, oder zu wenig und die Pflanze verdurstet. Basilikum mag es feucht, aber nicht nass. Klingt kompliziert? Ist es aber gar nicht.
Die Fingerprobe funktioniert am besten: Steck den Finger etwa zwei Zentimeter tief in die Erde. Ist sie dort noch feucht, warte noch ein bis zwei Tage. Fühlt sie sich trocken an, wird's Zeit zum Gießen. Meist reicht das alle zwei bis drei Tage, je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Beim Gießen selbst gilt: Lieber einmal richtig als dreimal ein bisschen. Gieß so lange, bis unten aus den Löchern etwas Wasser herausläuft. Das zeigt, dass auch die unteren Wurzeln etwas abbekommen haben. Nach etwa 15 Minuten solltest du überschüssiges Wasser aus dem Untersetzer wegschütten. Staunässe ist der Todfeind jeder Topfpflanze.
Wasser aus der Leitung ist meistens völlig okay. Falls es sehr kalkhaltig ist, kannst du es einen Tag stehen lassen oder gefiltertes Wasser verwenden. Aber ehrlich gesagt: Die meisten Basilikumpflanzen sind nicht so empfindlich, wie man denkt. Zimmertemperiertes Wasser ist allerdings besser als eiskaltes direkt aus der Leitung.
Ernten will gelernt sein: Warum Zupfen besser ist als Schneiden
Jetzt kommt der spaßige Teil: das Ernten. Viele machen dabei aber einen entscheidenden Fehler. Sie zupfen einzelne Blätter ab oder schneiden sie an der Basis ab. Das schwächt die Pflanze und sorgt dafür, dass sie schneller eingeht.
Richtig ist: Immer ganze Triebspitzen abschneiden oder abzupfen. Am besten dort, wo sich zwei Blätter gegenüberstehen. Dadurch teilt sich der Trieb und die Pflanze wird buschiger statt höher. Das ist nicht nur gut fürs Aussehen, sondern auch für die Gesundheit der Pflanze.
Regelmäßiges Ernten ist sogar erwünscht. Basilikum wächst dadurch kräftiger nach. Alle paar Tage ein paar Triebspitzen abzuzupfen ist besser, als wochenlang nichts zu machen und dann auf einmal die halbe Pflanze abzuernten. Die Pflanze mag es gleichmäßig, nicht stressig.
Besonders wichtig: Blütenstände sofort entfernen, sobald sie auftauchen. Blüht Basilikum, steckt es all seine Energie in die Fortpflanzung und die Blätter werden bitter. Die kleinen weißen Knospen erkennst du schon früh an den Triebspitzen. Einfach abzupfen, dann bleibt das Aroma der Blätter schön intensiv.
Düngen ja, aber richtig: Weniger ist oft mehr
Basilikum ist kein Starkzehrer, braucht aber trotzdem gelegentlich Nährstoffe. Alle zwei bis drei Wochen einen Schluck Flüssigdünger ins Gießwasser – das reicht völlig. Wichtig dabei: Den Dünger niemals auf trockene Erde geben, sondern immer erst normal gießen und dann mit der Düngerlösung nachgießen.
Überdüngung schadet mehr als sie nützt. Die Blätter werden dann zwar größer, verlieren aber an Aroma und die Pflanze wird anfälliger für Krankheiten. Kräuterdünger aus dem Gartencenter ist optimal, aber auch normaler Blumendünger funktioniert, wenn du ihn schwächer dosierst als auf der Packung angegeben.
Organische Dünger wie Brennnesseljauche sind ebenfalls eine gute Option, können in der Küche aber schon mal für unerwünschte Geruchseffekte sorgen. Da sind die geruchsneutralen Flüssigdünger aus der Flasche praktischer.
Umtopfen: Wann der Topf zu klein wird
Supermarkt-Basilikum steht meist in winzigen Töpfchen, die für dauerhaftes Wachstum viel zu klein sind. Schauen unten Wurzeln aus den Abzugslöchern heraus oder ist die Erde nach einem Tag schon wieder knochentrocken, wird's Zeit für einen größeren Topf.
Aber Vorsicht: Nicht gleich in einen riesigen Kübel umpflanzen. Eine Nummer größer reicht völlig. Der neue Topf sollte unbedingt Abzugslöcher haben – ohne die ist jede Pflege umsonst. Als Erde eignet sich normale Blumenerde, gerne auch spezielle Kräutererde, die meist etwas magerer und durchlässiger ist.
Beim Umtopfen selbst kannst du ruhig beherzt vorgehen. Basilikum ist robuster als gedacht. Die alten Wurzeln vorsichtig auflockern, in den neuen Topf setzen, mit frischer Erde auffüllen und gut angießen. Die ersten Tage sollte die Pflanze etwas geschützter stehen, danach kann sie zurück an ihren angestammten Platz.
Wenn's doch schiefgeht: Troubleshooting für Basilikum-Probleme
Gelbe Blätter sind meist ein Zeichen für zu viel Wasser oder zu wenig Licht. Hängende Blätter dagegen deuten auf Wassermangel hin – allerdings nur, wenn die Erde wirklich trocken ist. Bei nasser Erde und hängenden Blättern sind die Wurzeln wahrscheinlich schon verfault.
Braune Blattspitzen entstehen oft durch zu trockene Luft, besonders im Winter bei Heizungsluft. Ein Schälchen Wasser neben der Pflanze oder regelmäßiges Besprühen mit der Sprühflasche hilft. Aber nicht die Blätter direkt besprühen, wenn die Sonne darauf scheint – das gibt Brandflecken.
Kleine schwarze Punkte auf den Blättern? Das könnten Thripse oder andere Schädlinge sein. Befallene Pflanzen am besten isolieren und mit Neemöl oder Seifenlauge behandeln. Bei starkem Befall ist es manchmal ehrlicher, die Pflanze zu entsorgen und neu anzufangen.
Manchmal lohnt sich auch ein radikaler Rückschnitt. Wenn die Pflanze kränkelt, aber die Wurzeln noch gesund sind, kannst du sie bis auf wenige Zentimeter über der Erde abschneiden. Klingt drastisch, aber Basilikum treibt oft erstaunlich gut wieder aus.
Vermehrung: Aus eins mach viele
Läuft dein Basilikum richtig gut, kannst du ihn ganz einfach vermehren. Schneide gesunde Triebe ab, entferne die unteren Blätter und stelle sie in ein Wasserglas. Nach einer Woche bilden sich meist schon die ersten Wurzeln. Sind sie etwa zwei Zentimeter lang, können die Stecklinge in Erde gepflanzt werden.
Diese Methode funktioniert fast immer und ist deutlich erfolgreicher als die Aussaat aus Samen. Außerdem hast du gleich mehrere Pflanzen für verschiedene Standorte oder zum Verschenken. Nur während der Wurzelbildung sollten die Stecklinge nicht in der prallen Sonne stehen.
Übrigens: Manche Basilikumsorten lassen sich leichter vermehren als andere. Großblättriger Basilikum wurzelt meist schneller als kleinblättrige Sorten. Probier einfach verschiedene Triebe aus – einer wird schon anschlagen.
Winterpause oder Dauerbetrieb: Basilikum durch die kalte Jahreszeit bringen
Im Winter wird's knifflig. Weniger Licht, trockene Heizungsluft, niedrigere Temperaturen – alles Stress für die wärmeliebende Pflanze. Viele Hobbygärtner geben spätestens im November auf und kaufen im Frühjahr neu.
Das muss aber nicht sein. Mit einer Pflanzenlampe und etwas erhöhter Aufmerksamkeit beim Gießen übersteht Basilikum auch den Winter. LED-Pflanzenlampen gibt's mittlerweile für kleines Geld und sie verbrauchen kaum Strom. Wichtig ist, dass die Lampe mindestens 12 Stunden am Tag läuft.
Alternativ kannst du im Herbst viele Stecklinge ziehen und auf verschiedene Standorte verteilen. Überlebt einer den Winter, hast du im Frühjahr wieder eine kräftige Mutterpflanze für weitere Stecklinge. Ist wie eine Lebensversicherung für dein Basilikum.
Oder du machst es ganz pragmatisch: Im Herbst die letzten Blätter ernten, zu Pesto verarbeiten oder einfrieren, und im Frühjahr mit frischen Pflanzen von vorne anfangen. Basilikum ist schließlich kein Familienerbstück, sondern ein Gebrauchsgegenstand.