Ernährung & Gesundheit

Nährstoffräuber in der Küche: 7 Zubereitungsfehler, die Vitamine zerstören

Du kochst frisch und trotzdem fühlst du dich schlapp? Kein Wunder – in deiner Küche lauern sieben gemeine Vitaminräuber. Zeit, den Nährstoff-Killern das Handwerk zu legen.

Ernährung & Gesundheit  |  Lesezeit: ca. 7 Min.
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Zwischenablage

Morgens schnell das Gemüse geschält, mittags das Obst gewaschen und abends alles schön weichgekocht – eigentlich machst du doch alles richtig, oder? Pustekuchen. Deine Küche ist ein wahres Schlachtfeld für Vitamine und Mineralstoffe. Während du denkst, du ernährst dich gesund, gehen kostbare Nährstoffe den Bach runter oder werden in Luft aufgelöst.

Besonders ärgerlich wird's, wenn du viel Geld für Bio-Gemüse ausgibst und dann durch falsche Zubereitung die wertvollen Inhaltsstoffe vernichtest. Dabei ist es gar nicht so schwer, die häufigsten Vitaminräuber zu entlarven und ihnen Paroli zu bieten.

Fehler 1: Gemüse ertränken statt schonend garen

Wasser ist der Erzfeind wasserlöslicher Vitamine. Wenn du Brokkoli, Karotten oder Spinat in literweise Wasser kochst, spülst du die B-Vitamine und das Vitamin C buchstäblich in den Ausguss. Besonders dramatisch wird's beim Spinat – nach zehn Minuten im Kochtopf hat er bis zu 90 Prozent seines Vitamin-C-Gehalts eingebüßt.

Cleverer ist es, mit wenig Flüssigkeit zu arbeiten. Beim Dünsten reichen oft schon zwei bis drei Esslöffel Wasser oder Brühe. Das Gemüse gart im eigenen Saft und behält seine Nährstoffe. Alternativ kannst du einen Dampfeinsatz verwenden – dann kommt das Gemüse gar nicht erst mit dem Kochwasser in Berührung.

Spannend ist dabei, dass manche Gemüsesorten durch schonendes Garen sogar mehr verfügbare Nährstoffe liefern. Tomaten etwa geben erst beim Erhitzen ihr Lycopin richtig frei. Hier gilt: Kurz und knackig statt lang und weich.

Fehler 2: Schälen bis zum geht-nicht-mehr

Die meisten Vitamine und Mineralstoffe sitzen direkt unter der Schale. Trotzdem schälst du Karotten, Kartoffeln und Äpfel, als würde dein Leben davon abhängen. Dabei steckt in der Schale oft das Beste drin: Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und jede Menge Vitamine.

Bei Kartoffeln etwa befinden sich 20 Prozent des Vitamin C direkt unter der Haut. Schälst du sie großzügig, wandert ein Großteil der Nährstoffe in den Müll. Ähnlich verhält's sich mit Äpfeln – deren Schale enthält fünfmal mehr Antioxidantien als das Fruchtfleisch.

Natürlich musst du nicht alles ungeschält essen. Aber bei Bio-Produkten kannst du die Schale getrost dranlassen. Einfach gründlich waschen oder mit einer Gemüsebürste abrubbeln reicht völlig. Bei konventionellem Obst und Gemüse schälst du besser dünn – so dünn wie möglich, so dick wie nötig.

Fehler 3: Vorschneiden und tagelang lagern

Meal Prep ist praktisch, kann aber zur Nährstofffalle werden. Schneidest du Gemüse und Obst vor und lagerst es mehrere Tage im Kühlschrank, gehen kontinuierlich Vitamine flöten. Vitamin C ist besonders empfindlich – geschnittene Paprika verliert bereits nach 24 Stunden die Hälfte ihres Vitamin-C-Gehalts.

Das Problem liegt in der vergrößerten Oberfläche. Durch die Schnittflächen haben Sauerstoff und Licht leichtes Spiel mit den empfindlichen Vitaminen. Dazu kommt noch der Faktor Zeit – je länger vorbereitetes Gemüse herumliegt, desto mehr Nährstoffe verabschieden sich.

Wenn du trotzdem vorschneiden möchtest, pack alles luftdicht ein und verbrauch es binnen zwei Tagen. Noch besser: Schneide nur so viel vor, wie du am nächsten Tag wirklich brauchst. Deine Vitamine werden's dir danken.

Fehler 4: Lange Transportwege für die "frischen" Zutaten

Frisch vom Markt – das klingt gesund. Aber wenn dein "frisches" Gemüse bereits eine Weltreise hinter sich hat, ist von den ursprünglichen Nährstoffen oft nicht mehr viel übrig. Spinat etwa verliert bei Raumtemperatur jeden Tag zehn Prozent seines Vitamin-C-Gehalts.

Besonders dramatisch wird's bei empfindlichen Sorten wie Blattsalaten oder Kräutern. Nach einer Woche Lagerung sind sie zwar noch essbar, aber nährstofftechnisch ziemlich ausgeleiert. Klingt hart, ist aber Realität.

Die Lösung liegt auf der Hand: regional und saisonal einkaufen. Was in der Nähe wächst, hat kürzere Transportwege und wurde meist reifer geerntet. Alternativ kannst du zu Tiefkühlgemüse greifen – das wird oft direkt nach der Ernte schockgefrostet und behält dadurch seine Nährstoffe besser als "frisches" Gemüse nach langer Lagerung.

Fehler 5: Kochwasser wegschütten statt verwerten

Du kochst Gemüse in Wasser und schüttest die Brühe anschließend weg? Dann wandern wertvolle wasserlösliche Vitamine und Mineralstoffe direkt in den Ausguss. Gerade die B-Vitamine und Vitamin C lösen sich gerne im Kochwasser und verabschieden sich sang- und klanglos.

Dabei lässt sich das nährstoffreiche Kochwasser prima weiterverwenden. Als Basis für Suppen oder Soßen, zum Gießen von Pflanzen oder einfach als warmes Getränk mit etwas Salz und Gewürzen. Schmeckt vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber deine Gesundheit profitiert davon.

Noch cleverer ist es allerdings, erst gar nicht so viel Kochwasser zu verwenden. Mit der Dämpf-Methode oder beim Dünsten mit wenig Flüssigkeit bleibt mehr drin, was reingehört.

Fehler 6: Aufwärmen ohne Ende

Reste aufzuwärmen ist sparsam und praktisch. Aber jeder Aufwärm-Vorgang kostet Nährstoffe. Besonders Vitamin C und die B-Vitamine sind hitzeempfindlich und nehmen bei jedem erneuten Erhitzen Reißaus. Nach dem dritten Aufwärmen ist von den ursprünglichen Vitaminen oft nicht mehr viel da.

Dazu kommt: Manche Gemüsesorten entwickeln beim wiederholten Aufwärmen sogar bedenkliche Stoffe. Spinat etwa kann Nitrit bilden, wenn er mehrmals erwärmt wird. Das ist zwar nicht direkt gefährlich, aber auch nicht gerade förderlich.

Besser ist es, nur so viel zu kochen, wie du auch isst. Falls doch mal was übrig bleibt, wärm es höchstens einmal wieder auf. Und zwar schonend bei niedriger Temperatur – nicht dass die letzten Vitamine auch noch das Weite suchen.

Fehler 7: Licht und Wärme als unterschätzte Nährstoffkiller

Obst und Gemüse mögen's kühl und dunkel. Lagerst du sie in der prallen Sonne oder neben der Heizung, machst du ihnen den Garaus. Licht und Wärme sind echte Vitaminkiller – besonders für das empfindliche Vitamin C und die fetten­löslichen Vitamine A, D, E und K.

Ein klassischer Fall: Die Bananen auf der Fensterbank sehen dekorativ aus, verlieren aber täglich Nährstoffe. Ähnlich verhält's sich mit dem Kräutertopf auf der warmen Heizung – optisch schön, nährstofftechnisch eine Katastrophe.

Die meisten Obst- und Gemüsesorten fühlen sich im Kühlschrank am wohlsten. Tomaten, Bananen und Avocados sind allerdings Ausnahmen – sie mögen's bei Zimmertemperatur, aber bitte nicht zu warm und hell. Ein kühler, dunkler Vorratsraum wäre ideal, haben aber die wenigsten.

Praktische Tipps für mehr Nährstoffe auf dem Teller

Jetzt wird's konkret: Wie rettest du die Vitamine in deiner Küche? Zunächst solltest du beim Einkauf auf Frische achten. Knackiges Gemüse mit satten Farben ist meist auch nährstoffreicher. Welke Blätter oder schrumpelige Haut sind Anzeichen für Nährstoffverlust.

Beim Zubereiten gilt: So wenig wie möglich, so schonend wie nötig. Kurze Garzeiten bei niedriger Temperatur schonen die empfindlichen Vitamine. Dämpfen ist besser als kochen, rohes Gemüse oft nährstoffreicher als gekochtes – zumindest was die wasserlöslichen Vitamine angeht.

Ein kleiner Geheimtipp: Zitronensaft oder andere saure Zutaten können beim Garen helfen, das Vitamin C zu stabilisieren. Einfach ein paar Spritzer über das Gemüse geben – schmeckt gut und schützt die Nährstoffe.

Apropos Geschmack: Frische Kräuter zum Schluss dazugeben, nicht mitkochen. Sie verlieren sonst nicht nur ihre ätherischen Öle, sondern auch viele Vitamine. Petersilie, Schnittlauch und Co. entfalten ihre volle Kraft erst auf dem fertigen Gericht.

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