Zutaten & Wissen

Großes Honig-ABC: 12 Sorten und ihre geschmacklichen Besonderheiten

Blütenhonig, Waldhonig, Akazienhonig – die Auswahl im Supermarkt kann einen ganz schön ins Grübeln bringen. Dabei steckt hinter jeder Sorte eine eigene Geschichtswelt voller Aromen und Nuancen. Zeit für eine süße Entdeckungsreise durch die Welt des flüssigen Goldes.

Zutaten & Wissen  |  Lesezeit: ca. 8 Min.
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Zwischenablage

Wer vor dem Honigregal steht, kennt das Dilemma: Dutzende Gläser reihen sich aneinander, alle versprechen sie süße Köstlichkeit. Doch zwischen Akazien- und Rapshonig liegen geschmackliche Welten. Mancher Honig schmeckt so mild, dass er fast neutral wirkt, während andere Sorten regelrecht intensiv auf der Zunge brennen. Diese Vielfalt entsteht durch die verschiedenen Pflanzen, aus deren Nektar oder Honigtau die Bienen ihr flüssiges Gold produzieren.

Tatsächlich beeinflusst schon die Jahreszeit den Geschmack erheblich. Frühjahrsblütenhonig schmeckt meist deutlich zarter als die kräftigeren Sommertrachten. Hinzu kommen regionale Unterschiede – ein Lindenhonig aus Brandenburg kann sich geschmacklich merklich von seinem bayerischen Pendant unterscheiden. Grund genug, sich die wichtigsten Honigsorten einmal genauer anzuschauen und herauszufinden, welcher Typ zu welchem Gaumen passt.

Akazienhonig – der Gentleman unter den Honigsorten

Eigentlich müsste er Robinienhonig heißen, denn die echte Akazie wächst bei uns gar nicht. Aber der Name hat sich nun mal eingebürgert. Was diesen Honig so besonders macht, ist seine fast kristallklare Konsistenz und der außergewöhnlich milde Geschmack. Viele beschreiben ihn als „honigig, aber nicht aufdringlich" – eine ziemlich treffende Charakterisierung.

Der Akazienhonig bleibt übrigens monatelang flüssig, manchmal sogar über ein Jahr. Das liegt am hohen Fruchtzuckeranteil, der die Kristallisation verzögert. Geschmacklich punktet er mit einer dezenten Süße, die von floralen Noten begleitet wird. Perfekt für alle, die Honig mögen, aber keine intensive Geschmacksexplosion wollen. Kindern schmeckt er meist ausgezeichnet, weil er so schön mild ist.

Rapshonig – unterschätzter Allrounder mit Charakter

Rapshonig hat leider oft ein Imageproblem. Viele denken bei Raps an monotone gelbe Felder und industrielle Landwirtschaft. Dabei kann dieser Honig geschmacklich durchaus überraschen. Frischer Rapshonig schmeckt angenehm süß mit einer leicht fruchtigen Note, manchmal erinnert er sogar an Birne oder Apfel.

Allerdings kristallisiert Rapshonig sehr schnell – manchmal schon nach wenigen Wochen wird er fest und bekommt eine cremige, fast butterartige Konsistenz. Das stört viele Leute, aber eigentlich ist das ein Qualitätsmerkmal. Cremiger Honig lässt sich wunderbar aufs Brot streichen und schmilzt langsam auf der Zunge. Ein weiterer Pluspunkt: Rapshonig ist meist günstiger als andere Sorten, ohne dass die Qualität darunter leidet.

Lindenhonig – intensiv und unverwechselbar

Wer einmal echten Lindenhonig probiert hat, vergisst diesen Geschmack nicht so schnell. Er ist deutlich kräftiger als die meisten Blütenhonige und hat eine leicht mentholige Note, die im Abgang spürbar wird. Manche empfinden das als zu intensiv, andere lieben genau diese Charakterstärke.

Lindenhonig entsteht hauptsächlich aus dem Nektar der Lindenblüten, die im Juni und Juli blühen. Die Bienen sind dann regelrecht verrückt nach diesen Blüten – kein Wunder bei dem intensiven Duft, den blühende Linden verströmen. Der fertige Honig hat meist eine hell- bis mittelbraune Farbe und kristallisiert relativ langsam. Besonders lecker ist er übrigens zu kräftigem Käse oder in heißer Milch mit Zimt.

Kastanienhonig – der Herbe für Mutige

Kastanienhonig ist definitiv nichts für zarte Gemüter. Er schmeckt deutlich herber als andere Honigsorten und hat oft eine leicht bittere Note im Abgang. Die Farbe reicht von bernsteinfarben bis dunkelbraun, und er riecht intensiv würzig. Für Honig-Neulinge kann das erstmal gewöhnungsbedürftig sein.

Aber wer sich an den kräftigen Geschmack gewöhnt hat, schwört oft darauf. Kastanienhonig passt hervorragend zu herzhaften Gerichten, macht sich gut in Marinaden für Fleisch und harmoniert überraschend gut mit kräftigen Käsesorten. In Italien gilt er als Delikatesse und wird gerne zu Gorgonzola gereicht. Die leicht bittere Note kommt übrigens von den Gerbstoffen in den Kastanienblüten.

Waldhonig – komplexe Aromen aus dem grünen Reich

Waldhonig ist eigentlich gar kein klassischer Blütenhonig, sondern entsteht größtenteils aus Honigtau. Das sind zuckerhaltige Ausscheidungen von Blattläusen und anderen Insekten, die an Bäumen saugen. Klingt erstmal nicht so appetitlich, ergibt aber einen der aromatischsten Honige überhaupt.

Der Geschmack ist komplex und vielschichtig – mal würzig-herb, mal süß-malzig, oft mit einer leicht harzigen Note. Die Farbe ist meist dunkler als bei Blütenhonigen und reicht von goldbraun bis fast schwarz. Waldhonig kristallisiert nur langsam und bleibt oft monatelang cremig. Geschmacklich erinnert er manchmal an Karamell oder sogar an dunkles Bier. Perfekt für alle, die Honig mit Charakter mögen.

Kleehonig – der sanfte Klassiker

Kleehonig gehört zu den milderen Vertretern seiner Zunft. Er schmeckt angenehm süß, ohne aufdringlich zu werden, und hat oft eine leicht vanillige Note. Die Konsistenz ist meist cremig-fest, die Farbe hell bis mittelgelb. Viele Imker schätzen Klee als Trachtpflanze, weil er so zuverlässig Nektar liefert.

Besonders der Weißkleehonig gilt als sehr mild und bekömmlich. Er eignet sich hervorragend als Brotaufstrich für Kinder oder für Menschen, die empfindlich auf intensivere Honigsorten reagieren. Interessant ist auch, dass Kleehonig oft regional sehr unterschiedlich schmeckt – je nachdem, welche anderen Pflanzen in der Nähe blühen und von den Bienen mit besucht werden.

Sonnenbumenhonig – goldig und nussig

In manchen Regionen Deutschlands prägen riesige Sonnenblumenfelder das Landschaftsbild. Kein Wunder, dass auch Sonnenblumenhonig zu den bekannteren Sorten gehört. Er hat eine charakteristische goldgelbe Farbe und einen relativ milden, aber dennoch prägnanten Geschmack mit leicht nussigen Untertönen.

Sonnenblumenhonig kristallisiert meist recht schnell und bekommt dann eine feinkörnige, cremige Struktur. Der Geschmack erinnert manche an Mürbeteigkekse oder geröstete Nüsse. Er ist deutlich milder als Kastanien- oder Waldhonig, aber nicht so neutral wie Akazienhonig. Eine gute Wahl für alle, die einen charaktervollen, aber nicht zu intensiven Honig suchen.

Heideblütenhonig – die Spezialität aus dem Norden

Heideblütenhonig ist etwas ganz Besonderes. Er wird hauptsächlich in der Lüneburger Heide gewonnen und hat eine geleeartige Konsistenz, die sich deutlich von anderen Honigsorten unterscheidet. Das liegt an speziellen Eiweißverbindungen in den Heideblüten. Traditional wird er deshalb auch nicht geschleudert, sondern gepresst.

Geschmacklich ist Heideblütenhonig intensiv und würzig, mit einer leicht herben Note. Manche beschreiben den Geschmack als „erdig" oder „nach Kräutern". Die Farbe ist meist rotbraun bis dunkelbraun. Heideblütenhonig ist definitiv ein Honig für Kenner – entweder man liebt ihn oder man kann nicht viel damit anfangen. Dazwischen gibt es wenig.

Phaceliahonig – der Geheimtipp für Feinschmecker

Phacelia ist vielen nur als „Bienenfreund" bekannt – eine Pflanze, die gezielt als Bienenweide angebaut wird. Der daraus entstehende Honig ist aber noch relativ unbekannt, obwohl er geschmacklich durchaus interessant ist. Er schmeckt mild bis mittelkräftig, mit einer leicht blumigen Note und einem angenehm süßen Abgang.

Die Farbe ist meist hellgelb bis weiß, die Konsistenz cremig-fest. Phaceliahonig kristallisiert relativ schnell, aber sehr fein, wodurch er eine angenehme Streichfähigkeit behält. Wer mal was Neues probieren möchte, sollte nach diesem Honig Ausschau halten – er ist noch nicht so bekannt, aber geschmacklich definitiv eine Entdeckung wert.

Kornblumenhonig – selten und kostbar

Reiner Kornblumenhonig ist hierzulande sehr selten geworden, weil die blauen Blumen in der modernen Landwirtschaft kaum noch vorkommen. Wenn man ihn bekommt, ist er meist recht teuer. Aber der Geschmack rechtfertigt den Preis: Kornblumenhonig schmeckt fruchtig-süß mit einer leicht säuerlichen Note, die an Aprikosen oder Pfirsiche erinnert.

Die Farbe ist meist hell bis mittelgelb, die Konsistenz cremig. Kornblumenhonig kristallisiert langsam und behält dabei seine cremige Struktur. Wegen seiner Seltenheit wird er oft als Delikatesse gehandelt und eignet sich perfekt als besonderes Geschenk für Honigliebhaber.

Löwenzahnhonig – frühlingsfrisch und mild

Löwenzahnhonig entsteht vor allem im Frühjahr, wenn die gelben Blüten überall sprießen. Er gehört zu den milderen Sorten und hat einen angenehm süßen Geschmack mit einer leicht fruchtigen Note. Die Farbe ist meist goldgelb, manchmal mit einem leicht grünlichen Schimmer.

Interessant ist, dass Löwenzahnhonig sehr schnell kristallisiert – oft schon nach wenigen Wochen wird er fest. Dabei bekommt er eine cremige, fast butterartige Konsistenz, die sich wunderbar aufs Brot streichen lässt. Geschmacklich erinnert er manchmal an Bananen oder andere süße Früchte. Ein typischer Frühjahrsblütenhonig, der die Hoffnung auf wärmere Tage weckt.

Die richtige Lagerung macht den Unterschied

Egal, für welchen Honig du dich entscheidest – die richtige Lagerung ist entscheidend für den Geschmack. Honig sollte trocken, kühl und dunkel aufbewahrt werden. Direktes Sonnenlicht und hohe Temperaturen können die wertvollen Inhaltsstoffe zerstören und den Geschmack negativ beeinflussen.

Wenn Honig kristallisiert, ist das übrigens kein Qualitätsmangel, sondern ein natürlicher Vorgang. Wer ihn wieder flüssig haben möchte, kann das Glas vorsichtig im Wasserbad erwärmen – aber nicht über 40 Grad, sonst leiden die Enzyme. Und noch ein Tipp: Honig nie mit einem feuchten Löffel entnehmen, das kann zu Gärung führen.

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