Zutaten & Wissen

Olivenöl, Rapsöl & Co.: Welches Öl eignet sich am besten für welchen Zweck?

Olivenöl für alles? Von wegen! Jedes Öl hat seine Stärken und Schwächen. Wir räumen mit den größten Mythen auf und zeigen dir, welches Fett wann wirklich Sinn macht.

Zutaten & Wissen  |  Lesezeit: ca. 9 Min.
Kommentare
Teilen
Facebook
Pocket
E-Mail
0
Kommentare
Facebook
Pocket
E-Mail
Zwischenablage

In der Küche herrscht oft Verwirrung, wenn es um die Wahl des richtigen Öls geht. Während die einen schwören auf natives Olivenöl extra für buchstäblich alles, greifen andere ausschließlich zu Sonnenblumenöl. Dabei ist die Sache mit den Speiseölen deutlich komplexer, als man zunächst denken möchte. Verschiedene Öle haben unterschiedliche Eigenschaften, die sie für bestimmte Zubereitungsarten besser oder schlechter geeignet machen.

Wer schon mal erlebt hat, wie teures Olivenöl in der heißen Pfanne bitter wird und stinkt, weiß: Hier läuft etwas gehörig schief. Tatsächlich spielen Faktoren wie Rauchpunkt, Fettsäurezusammensetzung und Geschmack eine entscheidende Rolle bei der Auswahl des passenden Öls. Mal ehrlich – wer hätte gedacht, dass Chemie in der Küche so wichtig sein kann?

Der Rauchpunkt: Warum manche Öle bei Hitze schlapp machen

Jedes Öl hat seinen kritischen Punkt, den sogenannten Rauchpunkt. Ab dieser Temperatur beginnt das Fett zu rauchen und entwickelt nicht nur einen unangenehmen Geschmack, sondern auch gesundheitlich bedenkliche Verbindungen. Besonders ärgerlich: Gerade die teuren, hochwertigen Öle haben oft niedrige Rauchpunkte.

Natives Olivenöl extra beispielsweise fängt bereits bei etwa 160 bis 180 Grad Celsius an zu qualmen. Für ein scharfes Anbraten von Fleisch, das locker 200 Grad und mehr erreicht, ist es schlichtweg ungeeignet. Anders verhält es sich mit raffiniertem Rapsöl, das problemlos Temperaturen von 220 Grad verkraftet. Sonnenblumenöl schafft sogar bis zu 230 Grad, bevor es die Fahne hisst.

Interessant dabei: Die Raffination, die oft als Teufelszeug verschrien wird, erhöht tatsächlich den Rauchpunkt erheblich. Während kaltgepresste Öle ihre natürlichen Begleitstoffe behalten – was geschmacklich toll ist –, machen diese Substanzen das Öl hitzeempfindlicher. Ein Dilemma, das jeder Hobbykoch kennt.

Olivenöl: Der Superstar mit Schwächen

Olivenöl genießt einen Ruf wie Donnerhall. Zu Recht, denn hochwertiges natives Olivenöl extra bringt Geschmack und gesunde Inhaltsstoffe mit. Die einfach ungesättigten Fettsäuren, allen voran die Ölsäure, gelten als besonders herzfreundlich. Dazu kommen Polyphenole und Vitamin E, die als Antioxidantien wirken.

Aber – und das ist ein großes Aber – natives Olivenöl eignet sich keineswegs für alle Zubereitungsarten. Beim Braten bei hohen Temperaturen wird es bitter und verliert seine wertvollen Inhaltsstoffe. Für Salate, leichtes Dünsten oder als Finish über fertige Gerichte ist es hingegen unschlagbar. Der Geschmack kann von mild-fruchtig bis intensiv-pfeffrig reichen, je nach Olivensorte und Herkunft.

Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Wer trotzdem mal mit Olivenöl scharf anbraten möchte, kann zu raffiniertem Olivenöl greifen. Das verträgt deutlich mehr Hitze, schmeckt allerdings auch neutraler. Sozusagen der pragmatische Bruder des nativen Öls.

Rapsöl: Der unterschätzte Allrounder

Rapsöl fristet zu Unrecht ein Schattendasein. Dabei bringt es eine nahezu ideale Fettsäurezusammensetzung mit: viele einfach ungesättigte Fettsäuren, ein gutes Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren und einen relativ hohen Rauchpunkt. Klingt nach Fachjargon, bedeutet aber schlicht: Rapsöl ist sowohl gesund als auch vielseitig einsetzbar.

Kaltgepresstes Rapsöl schmeckt leicht nussig und eignet sich hervorragend für Salate und kalte Speisen. Das raffinierte Pendant ist geschmacksneutral und perfekt zum Braten geeignet. Besonders praktisch: Es kostet deutlich weniger als hochwertiges Olivenöl und leistet in vielen Bereichen mindestens genauso gute Dienste.

Einziger Wermutstropfen: Rapsöl wird oft aus genetisch verändertem Raps gewonnen. Wer das vermeiden möchte, sollte zu Bio-Qualität greifen – dort ist Gentechnik tabu.

Sonnenblumenöl: Der Hitzkopf unter den Ölen

Sonnenblumenöl hat einen entscheidenden Vorteil: Es verträgt richtig Dampf. Mit seinem hohen Rauchpunkt von bis zu 230 Grad ist es prädestiniert für scharfes Anbraten und Frittieren. Der Geschmack ist dabei so neutral, dass er andere Aromen nicht überdeckt – ein Pluspunkt bei empfindlichen Gerichten.

Allerdings bringt Sonnenblumenöl auch Nachteile mit sich. Es enthält viele Omega-6-Fettsäuren, die in größeren Mengen entzündungsfördernd wirken können. Das Verhältnis zu den Omega-3-Fettsäuren ist ungünstig – ein Punkt, der bei regelmäßigem Verzehr bedacht werden sollte.

Trotzdem hat Sonnenblumenöl seinen Platz in der Küche. Für gelegentliches scharfes Anbraten oder wenn man einen völlig neutralen Geschmack benötigt, ist es eine solide Wahl. High-oleic-Sonnenblumenöl, eine spezielle Züchtung mit mehr einfach ungesättigten Fettsäuren, verbessert das Fettsäureprofil erheblich.

Kokosöl: Hype oder Wundermittel?

Kokosöl polarisiert wie kaum ein anderes Speisefett. Die einen preisen es als Superfood an, die anderen warnen vor dem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren. Fest steht: Kokosöl hat einen intensiven Eigengeschmack und einen relativ niedrigen Schmelzpunkt von etwa 25 Grad. Im Kühlschrank ist es fest, bei Zimmertemperatur wird es flüssig.

Zum Braten eignet sich Kokosöl durchaus, auch wenn der Rauchpunkt mit etwa 180 bis 200 Grad nicht der höchste ist. Der Geschmack passt hervorragend zu asiatischen und exotischen Gerichten, kann aber bei europäischen Klassikern störend wirken. Wer mag schon Schnitzel mit Kokosnote?

Gesundheitlich ist die Datenlage gemischt. Die mittelkettigen Fettsäuren im Kokosöl sollen anders verstoffwechselt werden als langkettige, aber der hohe Anteil gesättigter Fettsäuren bleibt ein Diskussionspunkt. Wie so oft macht die Menge das Gift – als gelegentliche Abwechslung ist Kokosöl unbedenklich.

Exoten und Spezialitäten: Wenn's mal was Besonderes sein soll

Neben den Klassikern gibt es eine Vielzahl spezieller Öle, die für bestimmte Zwecke oder Geschmäcker interessant sind. Avocadoöl zum Beispiel hat einen extrem hohen Rauchpunkt von über 250 Grad und eignet sich hervorragend zum scharfen Anbraten. Der Preis ist allerdings auch entsprechend gesalzen.

Sesamöl verleiht asiatischen Gerichten die typische nussige Note, sollte aber sparsam verwendet werden – der Geschmack ist sehr intensiv. Meist reichen wenige Tropfen zum Verfeinern. Zum Braten taugt es ohnehin nicht, da es schnell bitter wird.

Walnussöl und Kürbiskernöl sind echte Aromabomben für Salate, haben aber ihren Preis und sollten kühl und dunkel gelagert werden. Sie werden schnell ranzig und verlieren dann nicht nur ihren Geschmack, sondern können auch gesundheitlich bedenklich werden.

Butter und Butterschmalz: Die tierischen Alternativen

Streng genommen sind Butter und Butterschmalz keine Öle, aber als Bratfette verdienen sie durchaus Beachtung. Butter hat einen unverwechselbaren Geschmack und verleiht vielen Gerichten eine cremige Note. Allerdings verbrennt sie bereits bei etwa 175 Grad, was das Einsatzgebiet einschränkt.

Butterschmalz, auch Ghee genannt, ist von Wasser und Milcheiweiß befreite Butter. Dadurch steigt der Rauchpunkt auf etwa 200 bis 220 Grad, und das Fett ist länger haltbar. Der Geschmack bleibt butterig, wird aber etwas milder. Für alle, die den Buttergeschmack lieben, aber höhere Temperaturen benötigen, ist Butterschmalz eine gute Lösung.

Lagerung und Haltbarkeit: Wie Öle frisch bleiben

Öle sind empfindlicher, als viele denken. Licht, Luft und Wärme sind ihre größten Feinde. Kaltgepresste Öle sollten grundsätzlich kühl und dunkel gelagert werden – am besten im Kühlschrank. Dort können sie trüb werden oder sogar fest werden, was aber völlig normal ist und die Qualität nicht beeinträchtigt.

Raffinierte Öle sind weniger empfindlich und können bei Zimmertemperatur gelagert werden, solange sie vor Licht geschützt sind. Trotzdem gilt: Nach dem Öffnen sollten auch sie zügig verbraucht werden. Ein ranziger Geruch oder Geschmack ist ein sicheres Zeichen dafür, dass das Öl entsorgt werden sollte.

Besonders tückisch: Manche Öle werden schleichend ranzig, ohne dass man es sofort bemerkt. Regelmäßiges Riechen und Probieren hilft dabei, verdorbene Öle zu erkennen. Wer unsicher ist, sollte lieber auf Nummer sicher gehen und ein neues Öl kaufen.

Praktische Tipps für die Küchenpraxis

Für die meisten Haushalte reichen drei bis vier verschiedene Öle völlig aus. Eine Grundausstattung könnte so aussehen: natives Olivenöl extra für Salate und zum Verfeinern, raffiniertes Rapsöl für mittlere Temperaturen, Sonnenblumenöl oder Avocadoöl für hohe Hitze und ein Spezialöl nach Geschmack – etwa Sesamöl für die asiatische Küche.

Beim Braten ist weniger oft mehr. Viele verwenden zu viel Öl und wundern sich dann über fettige Gerichte. Ein dünner Film reicht meist aus – das Öl soll ja nicht schwimmen, sondern nur den Kontakt zwischen Pfanne und Bratgut verbessern. Außerdem sollte das Öl heiß sein, bevor das Bratgut hineinkommt, sonst saugt es sich voll.

Ein alter Küchentrick: Wer unsicher ist, ob die Pfanne heiß genug ist, kann einen Tropfen Wasser hineinspritzen. Zischt und verdampft er sofort, ist die richtige Temperatur erreicht. Dann kann das Öl hinein und kurz darauf das Bratgut.

Mythen und Missverständnisse aufgeklärt

Rund um Speiseöle ranken sich viele Mythen. Einer der hartnäckigsten: "Olivenöl darf nie erhitzt werden." Das stimmt so nicht. Natives Olivenöl extra sollte zwar nicht zu stark erhitzt werden, aber für schonendes Braten bei mittleren Temperaturen ist es durchaus geeignet. Die Kunst liegt darin, die richtige Temperatur zu finden.

Ein weiterer Irrglaube: "Raffinierte Öle sind grundsätzlich ungesund." Auch das ist Quatsch. Die Raffination entfernt zwar einige natürliche Begleitstoffe, macht die Öle aber hitzebeständiger und geschmacksneutraler. Für bestimmte Zwecke sind raffinierte Öle sogar die bessere Wahl.

Besonders absurd: "Fett macht fett." Speiseöle und -fette sind wichtige Nährstoffe und an vielen Körperfunktionen beteiligt. Die Menge und Qualität sind entscheidend, nicht die pauschale Verteufelung aller Fette. Ohne Fett können fettlösliche Vitamine nicht aufgenommen werden – der Körper braucht es also durchaus.

Schreibe einen Kommentar
Bitte anmelden, um einen Kommentar zu schreiben.
 
Du 

Bisher keine Kommentare
Nach oben scrollen