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Die unterschätzte Pastinake: Diese 8 Tricks machen aus dem Wurzel-Underdog einen Star

Lange Zeit fristete die Pastinake ein Schattendasein zwischen Kartoffel und Möhre. Dabei steckt in der cremefarbenen Wurzel so viel mehr Potenzial, als die meisten ahnen. Zeit, das zu ändern.

Saisonal & Regional  |  Lesezeit: ca. 7 Min.
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Zwischenablage

Pastinaken haben ein Imageproblem. Während Süßkartoffeln und Rote Bete längst ihren Platz in der modernen Küche erobert haben, dümpelt die blasse Verwandte der Petersilie noch immer im Schatten der Popularität. Völlig zu Unrecht, wie sich zeigt. Denn wer einmal den süßlich-nussigen Geschmack richtig zur Geltung gebracht hat, wird verstehen, warum unsere Großeltern diese Wurzel so geschätzt haben.

Interessant ist dabei, dass Pastinaken bis ins 18. Jahrhundert zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln in Europa gehörten. Erst die Kartoffel verdrängte sie von unseren Tellern. Heute erleben sie ein Revival - nicht nur wegen ihres Geschmacks, sondern auch aufgrund ihrer beeindruckenden Nährstoffdichte. Mit ihrem hohen Gehalt an Kalium, Folsäure und Ballaststoffen punkten sie besonders bei gesundheitsbewussten Köchen.

Geröstete Pastinaken mit Honig und Thymian

Der Klassiker unter den modernen Zubereitungsarten bringt die natürliche Süße der Pastinake perfekt zur Geltung. Halbierte oder geviertelte Stangen werden bei 200 Grad etwa 25 Minuten im Ofen geröstet, bis sie goldbraun und butterweich sind. Das Geheimnis liegt im Timing: Erst in den letzten fünf Minuten kommen Honig und frische Thymianblätter dazu.

So karamellisiert der Honig nicht zu stark und die ätherischen Öle des Thymians bleiben erhalten. Das Ergebnis? Ein Duft, der schon beim Öffnen der Ofentür verzaubert, und ein Geschmack, der zwischen süß und herzhaft balanciert. Perfekt als Beilage zu Braten oder als vegetarische Hauptspeise mit einem knackigen Salat.

Pastinaken-Püree: Die cremige Alternative

Wer Kartoffelpüree mag, wird Pastinaken-Püree lieben. Die Zubereitung ähnelt dem Original, doch der Geschmack ist vielschichtiger. Geschälte und gewürfelte Pastinaken werden in Milch gekocht - ein Trick, der für extra Cremigkeit sorgt. Nach etwa 20 Minuten sind sie weich genug zum Pürieren.

Butter und ein Schuss der Kochmilch verwandeln die Masse in eine samtige Konsistenz. Eine Prise Muskatnuss und frisch gemahlener weißer Pfeffer runden das Ganze ab. Das Püree harmoniert besonders gut mit Wild oder Geflügel, aber auch zu kräftigen Pilzgerichten macht es eine gute Figur. Tipp: Wer mag, kann einen Löffel Crème fraîche unterrühren - das macht das Püree noch geschmeidiger.

Pastinaken-Chips: Knusprig statt fettig

Chips aus Pastinaken sind der gesunde Snack, den niemand erwartet hätte. Mit einem Gemüsehobel oder einer Mandoline werden die Wurzeln in hauchdünne Scheiben geschnitten. Wichtig ist dabei, sie so gleichmäßig wie möglich zu schneiden - sonst werden manche Chips schwarz, während andere noch bleich sind.

Nach einem kurzen Bad in kaltem Wasser (das entzieht überflüssige Stärke) werden die Scheiben trocken getupft und mit wenig Olivenöl und Meersalz vermischt. Bei 180 Grad im Ofen brauchen sie nur etwa 15 Minuten, bis sie goldgelb und knusprig sind. Zwischendurch wenden nicht vergessen! Das Ergebnis schmeckt überraschend intensiv - süßlich, aber mit einer leichten Schärfe im Abgang.

Pastinaken-Gnocchi: Italienisch trifft auf Tradition

Diese Variante ist etwas für Experimentierfreudige. Gekochte und pürierte Pastinaken werden mit Ei, Parmesan und Mehl zu einem geschmeidigen Teig verarbeitet. Die Konsistenz muss stimmen: zu feucht, und die Gnocchi zerfallen beim Kochen, zu trocken, und sie werden zäh.

Geformt werden sie wie klassische Gnocchi - mit der Gabel oder über ein Gnocchi-Brett. In kochendem Salzwasser schwimmen sie nach wenigen Minuten an die Oberfläche. Besonders lecker sind sie mit brauner Butter und Salbei oder in einer cremigen Pilzsauce. Der Geschmack ist dezenter als bei Kartoffel-Gnocchi, dafür aber feiner und eleganter.

Gebratene Pastinaken-Scheiben mit Kräutern

Manchmal sind die einfachsten Zubereitungen die besten. Dicke Scheiben von etwa einem Zentimeter werden in der Pfanne mit etwas Butter und Olivenöl angebraten. Dabei entwickelt sich eine wunderbare Karamelisierung an der Oberfläche, während das Innere weich und cremig bleibt.

Gegen Ende der Garzeit kommen frische Kräuter dazu - Rosmarin, Thymian oder Salbei harmonieren perfekt mit dem nussigen Aroma der Pastinaken. Das Schöne an dieser Methode ist die Kontrolle: Man sieht genau, wie die Bräunung voranschreitet und kann den perfekten Moment abpassen. Dazu passt eigentlich alles - von gegrilltem Fisch bis zu vegetarischen Hauptgerichten.

Pastinaken-Suppe mit Ingwer und Kokosmilch

Diese Kombination klingt exotisch, ist aber erstaunlich stimmig. Zwiebeln und frischer Ingwer werden zunächst in Olivenöl angedünstet, dann kommen gewürfelte Pastinaken dazu. Nach kurzem Anbraten wird mit Gemüsebrühe aufgegossen und etwa 20 Minuten geköchelt.

Das Pürieren übernimmt ein Stabmixer, und zum Schluss sorgt ein Schuss Kokosmilch für die richtige Cremigkeit. Der Ingwer bringt eine angenehme Schärfe ins Spiel, die perfekt mit der Süße der Pastinaken harmoniert. Wer möchte, kann mit gerösteten Kürbiskernen oder einem Klecks Crème fraîche garnieren. Diese Suppe wärmt von innen und macht satt, ohne schwer im Magen zu liegen.

Pastinaken-Carpaccio: Roh und raffiniert

Ja, richtig gelesen - Pastinaken schmecken auch roh hervorragend. Mit einem Gemüsehobel werden sie in hauchdünne Scheiben gehobelt und auf Tellern arrangiert. Ein Dressing aus Zitronensaft, gutem Olivenöl, Honig und einer Prise Salz macht aus den rohen Scheiben eine elegante Vorspeise.

Besonders schön wird das Carpaccio mit gerösteten Walnüssen, frischen Kräutern oder dünnen Parmesanspänen. Der Geschmack ist überraschend: knackig, süßlich und mit einer leichten Schärfe, die an Rettich erinnert. Diese Zubereitung zeigt eine völlig andere Seite der Pastinake und eignet sich perfekt als leichter Start in ein mehrgängiges Menü.

Pastinaken-Tarte mit Ziegenkäse

Diese herzhafte Tarte kombiniert das Beste aus zwei Welten: die Süße der Pastinaken und die Cremigkeit von Ziegenkäse. Dünne Pastinaken-Scheiben werden fächerförmig auf einem Mürbeteigboden arrangiert und mit einer Mischung aus Eiern, Sahne und zerbröckeltem Ziegenkäse übergossen.

Bei 180 Grad braucht die Tarte etwa 35 Minuten, bis sie goldbraun und fest ist. Frische Thymianblättchen oder Rosmarin geben den letzten Schliff. Das Ergebnis ist rustikal und elegant zugleich - perfekt für einen Brunch oder als leichtes Abendessen mit einem gemischten Salat. Die Tarte schmeckt übrigens auch kalt ausgezeichnet und eignet sich damit ideal fürs Picknick oder die Mittagspause im Büro.

Tipps für den perfekten Pastinaken-Genuss

Beim Einkauf solltest du auf feste, makellose Wurzeln achten. Braune Flecken oder weiche Stellen sind ein Zeichen für beginnenden Verderb. Die Größe ist Geschmackssache: Kleine Pastinaken sind oft zarter, große haben mehr Aroma. Das Schöne ist, dass sie sich wochenlang im Kühlschrank halten - am besten im Gemüsefach, locker in Papier eingewickelt.

Beim Schälen gibt es einen kleinen Trick: Mit einem Sparschäler geht es am einfachsten, von oben nach unten in langen Zügen. Die Spitze muss übrigens nicht weggeschnitten werden - sie ist genauso essbar wie der Rest. Nur bei sehr großen Exemplaren kann der Kern etwas holzig werden und sollte dann entfernt werden.

Geschmacklich passen Pastinaken zu vielem: Äpfel und Birnen verstärken die natürliche Süße, während Ingwer und Chili spannende Kontraste schaffen. Auch mit anderen Wurzelgemüsen wie Möhren oder Rote Bete harmonieren sie perfekt. Bei den Gewürzen sind Muskatnuss, Kreuzkümmel und frische Kräuter wie Petersilie oder Dill eine sichere Bank.

Wichtig bei der Zubereitung: Pastinaken brauchen etwas länger als Kartoffeln, aber weniger lang als manche anderen Wurzelgemüse. Sie sind gar, wenn sie sich leicht mit einer Gabel einstechen lassen, aber noch nicht zerfallen. Dieser Punkt ist entscheidend für den Geschmack - zu weich gekocht, verlieren sie ihre Struktur und werden matschig.

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