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Kräutergarten auf der Fensterbank: Diese 8 Arten wachsen ganzjährig

Schluss mit teuren Kräutertöpfchen aus dem Supermarkt, die nach drei Tagen schlapp machen. Diese acht robusten Kräuter gedeihen das ganze Jahr über auf deiner Fensterbank und sorgen für frischen Geschmack in jeder Jahreszeit.

Saisonal & Regional  |  Lesezeit: ca. 12 Min.
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Zwischenablage

Wer kennt das nicht? Du stehst am Herd, das Essen duftet schon verführerisch, und dann merkst du: Verdammt, die Petersilie ist alle. Der Gang zum Supermarkt für ein kleines Töpfchen, das meist nach wenigen Tagen den Geist aufgibt, nervt gewaltig. Dabei ist die Lösung so simpel wie genial: ein kleiner Kräutergarten direkt auf der Fensterbank.

Frische Kräuter das ganze Jahr über zu haben, ist kein Hexenwerk. Tatsächlich sind viele Kräuter wahre Überlebenskünstler, die auch mit weniger optimalen Bedingungen klarkommen. Während draußen der Frost regiert, wachsen drinnen munter Basilikum, Rosmarin und Co. weiter. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven.

Besonders praktisch: Du erntest immer nur so viel, wie du gerade brauchst. Die Aromen bleiben voll erhalten, weil die Kräuter nicht erst tagelang transport- und lagerbedingt vor sich hin welken mussten. Außerdem riecht die Küche gleich viel frischer, wenn überall kleine grüne Pflänzchen stehen.

Die richtige Fensterbank finden

Nicht jede Fensterbank eignet sich gleich gut für den Kräuteranbau. Südfenster sind der Jackpot – hier bekommen die Pflanzen das meiste Licht ab. Aber auch Ost- oder Westfenster funktionieren prima, solange sie täglich mindestens vier bis sechs Stunden direktes Sonnenlicht abbekommen.

Nordfenster sind dagegen eher schwierig. Hier wird es selbst den robustesten Kräutern zu dunkel. Falls du nur ein Nordfenster zur Verfügung hast, können spezielle Pflanzenlampen Abhilfe schaffen. Die gibt's inzwischen schon für kleines Geld und sie verbrauchen deutlich weniger Strom als früher.

Wichtig ist auch die Temperatur. Die meisten Kräuter mögen es warm, aber nicht heiß. Direkt über der Heizung wird's oft zu trocken und zu warm. Ein kleiner Abstand zur Wärmequelle schadet nie. Im Winter solltest du außerdem darauf achten, dass die Töpfe nicht zu nah am kalten Glas stehen – das mögen die Wurzeln gar nicht.

Basilikum – der Klassiker mit Tücken

Basilikum ist vermutlich das bekannteste Küchenkraut überhaupt. Kaum eine italienische Küche kommt ohne das würzige Grün aus. Leider ist Basilikum auch ein bisschen zickig. Die Pflanze stammt ursprünglich aus tropischen Gebieten und braucht entsprechend viel Wärme und Licht.

Interessant ist dabei, dass es verschiedene Basilikum-Sorten gibt, die unterschiedlich robust sind. Das normale Genoveser Basilikum aus dem Supermarkt ist meist ziemlich empfindlich. Wer es ganzjährig ziehen möchte, sollte eher zu mehrjährigen Sorten wie dem Griechischen Buschbasilikum greifen. Das ist kompakter, verzweigt sich stärker und übersteht auch mal kühlere Phasen.

Beim Gießen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Basilikum mag es feucht, aber nicht nass. Staunässe führt schnell zu Wurzelfäule. Am besten gießt du erst, wenn die oberste Erdschicht leicht angetrocknet ist. Und hier ein Tipp aus der Praxis: Gieß immer von unten in den Untersetzer, nicht über die Blätter. Das verhindert Pilzkrankheiten.

Petersilie – robust und vielseitig

Petersilie ist das Arbeitstier unter den Küchenkräutern. Glatte und krause Petersilie wachsen beide problemlos auf der Fensterbank, wobei die glatte Sorte meist aromatischer ist. Viele schwören darauf, dass sie auch milder schmeckt als die krause Variante.

Das Schöne an Petersilie: Sie ist wirklich pflegeleicht. Regelmäßiges Gießen reicht völlig aus, und sie verträgt auch mal ein paar Tage Trockenheit. Beim Ernten solltest du immer ganze Stiele abschneiden, nicht nur die Blätter zupfen. Das regt die Pflanze dazu an, neue Triebe zu bilden.

Spannend ist dabei, dass Petersilie eigentlich zweijährig ist. Im ersten Jahr bildet sie die Blätter, im zweiten Jahr blüht sie und stirbt dann ab. Für die Fensterbank-Kultur ist das aber kein Problem – du kannst einfach regelmäßig neue Samen aussäen oder kleine Pflänzchen nachkaufen.

Ein kleiner Trick: Petersilie keimt relativ langsam. Wer die Samen vor der Aussaat für 24 Stunden in lauwarmem Wasser einweicht, kann die Keimzeit deutlich verkürzen. Das kann schon mal zwei Wochen ausmachen.

Schnittlauch – der Dauerläufer

Schnittlauch ist vermutlich das dankbarste Kraut für die Fensterbank. Einmal gepflanzt, wächst er jahrelang vor sich hin und liefert konstant frische Halme. Die kleinen Zwiebeln bilden immer wieder neue Austriebe, sodass du praktisch endlos ernten kannst.

Dabei ist Schnittlauch erstaunlich robust. Er verträgt auch kühlere Temperaturen und wächst sogar bei weniger Licht noch ganz ordentlich. Im Winter wird das Wachstum zwar langsamer, aber komplett eingestellt wird es nie.

Beim Schneiden gibt's einen kleinen Kniff: Schneide immer nur etwa ein Drittel der Halme ab und lass den Rest stehen. So kann sich die Pflanze schneller regenerieren. Außerdem solltest du die Halme etwa einen Zentimeter über dem Boden abschneiden, nicht direkt an der Basis. Das schont die Wachstumspunkte.

Falls der Schnittlauch im Frühjahr anfängt zu blühen, kannst du die Blütenstände einfach abschneiden. Die lila Blüten sind zwar hübsch anzusehen und auch essbar, aber sie machen die Halme zäh und bitter. Wer sie stehen lässt, bekommt dafür kleine schwarze Samen, mit denen sich neue Pflanzen ziehen lassen.

Rosmarin – der mediterrane Dauerbrenner

Rosmarin bringt mediterranes Flair in jede Küche. Die nadelförmigen Blätter duften intensiv und würzen besonders Fleischgerichte, Kartoffeln und mediterranes Gemüse. Das Beste: Rosmarin ist extrem pflegeleicht und kann locker mehrere Jahre auf der Fensterbank stehen.

Ursprünglich stammt Rosmarin aus dem Mittelmeerraum und ist entsprechend trockenheitsresistent. Zu viel Wasser schadet ihm mehr als zu wenig. Die Erde sollte zwischen den Gießgängen ruhig mal komplett austrocknen. Staunässe führt schnell zum Absterben der Pflanze.

Interessant ist, dass Rosmarin im Winter eine Art Ruhephase einlegt. Das Wachstum verlangsamt sich deutlich, und die Pflanze braucht weniger Wasser. Das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Ab dem Frühjahr treibt er dann wieder kräftig aus.

Beim Ernten solltest du nicht zu zaghaft sein. Rosmarin verträgt auch kräftigere Rückschnitte gut und wird dadurch sogar buschiger. Am besten schneidest du ganze Zweige ab, statt einzelne Nadeln zu zupfen. Die abgeschnittenen Zweige halten sich übrigens auch getrocknet sehr lange und verlieren kaum an Aroma.

Thymian – klein aber oho

Thymian ist ein echter Alleskönner in der Küche. Ob zu Fleisch, Fisch, Gemüse oder in Marinaden – das intensive Aroma passt fast überall dazu. Dabei ist die kleine Pflanze überraschend robust und wächst auch auf der Fensterbank problemlos.

Wie Rosmarin stammt auch Thymian aus dem Mittelmeerraum und mag es eher trocken. Die kleinen Blätter speichern ätherische Öle, die der Pflanze helfen, auch längere Trockenperioden zu überstehen. Zu häufiges Gießen schadet mehr als es nützt.

Besonders praktisch: Thymian blüht fast das ganze Jahr über. Die kleinen weißen oder rosa Blüten sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch essbar. Sie schmecken ähnlich wie die Blätter, nur etwas milder. Bienen und andere Insekten freuen sich ebenfalls über die Blüten, falls mal ein Fenster offen steht.

Thymian bildet mit der Zeit kleine Büsche, die sich immer weiter ausbreiten. Du kannst die Pflanze problemlos zurückschneiden, wenn sie zu groß wird. Die abgeschnittenen Zweige lassen sich übrigens sehr gut trocknen und als Vorrat aufbewahren.

Oregano – der Pizza-Klassiker

Oregano ist aus der italienischen Küche nicht wegzudenken. Ob auf Pizza, in Tomatensoße oder zu gegrilltem Gemüse – das würzige Kraut verleiht jedem Gericht eine mediterrane Note. Dabei ist Oregano erstaunlich pflegeleicht und wächst auch bei weniger optimalen Bedingungen noch gut.

Das Kraut bildet schnell kleine Büsche mit vielen Verzweigungen. Regelmäßiges Ernten regt sogar das Wachstum an, weil die Pflanze dadurch zur Bildung neuer Triebe angeregt wird. Am besten zupfst du ganze Stiele ab, nicht nur einzelne Blätter.

Oregano verträgt auch mal Trockenheit, sollte aber nicht dauerhaft im Trockenen stehen. Die Erde darf zwischen den Gießgängen antrocknen, sollte aber nicht steinhart werden. Ein guter Indikator sind die Blätter: Werden sie schlaff, braucht die Pflanze Wasser.

Spannend ist, dass getrockneter Oregano oft intensiver schmeckt als frischer. Falls du zu viel geerntet hast, kannst du die Stiele einfach zu kleinen Sträußchen binden und kopfüber aufhängen. Nach ein paar Wochen hast du perfekt getrockneten Oregano, der sich monatelang hält.

Koriander – nicht jedermanns Sache

Koriander ist ein Kraut, das die Gemüter spaltet. Die einen lieben den intensiven, zitronigen Geschmack, die anderen finden ihn seifig und abstoßend. Das liegt tatsächlich an den Genen – manche Menschen nehmen bestimmte Aromastoffe im Koriander anders wahr als andere.

Wer Koriander mag, kann ihn problemlos auf der Fensterbank ziehen. Das Kraut wächst schnell und ist relativ anspruchslos. Allerdings neigt Koriander dazu, schnell zu schießen – das heißt, er bildet Blütenstände und wird dann bitter. Regelmäßiges Ernten der äußeren Blätter kann das hinauszögern.

Besonders praktisch: Von Koriander kannst du sowohl die Blätter als auch die Samen verwenden. Die Samen sind die bekannten Korianderkörner, die als Gewürz verwendet werden. Sie schmecken übrigens ganz anders als die Blätter – eher warm und nussig.

Koriander mag es feucht, aber nicht nass. Am besten gießt du regelmäßig kleine Mengen, statt seltener viel Wasser zu geben. Die Pflanze hat ein relativ feines Wurzelsystem, das empfindlich auf Staunässe reagiert.

Dill – der Fisch-Freund

Dill ist besonders in der nordischen Küche beliebt. Das feine, federartige Kraut passt perfekt zu Fisch, Gurken und Kartoffeln. Auch Dill lässt sich gut auf der Fensterbank ziehen, auch wenn er etwas mehr Aufmerksamkeit braucht als andere Kräuter.

Das Kraut wächst relativ schnell, neigt aber wie Koriander dazu, zu schießen. Sobald sich die ersten Blütenstände zeigen, solltest du sie abschneiden, um die Blattbildung zu fördern. Die gelben Blütendolden sind zwar hübsch, machen die Blätter aber zäh und bitter.

Dill mag es gleichmäßig feucht und hell. Zu viel Trockenheit führt schnell dazu, dass die Pflanze schießt. Andererseits verträgt sie auch keine Staunässe. Ein guter Kompromiss ist es, den Dill jeden Tag zu kontrollieren und bei Bedarf zu gießen.

Besonders lecker ist frischer Dill zu selbstgemachten Gurken oder in Kräuterquark. Die feinen Blätter sollten immer erst kurz vor dem Servieren über das Essen gestreut werden, da sie beim Kochen schnell ihr Aroma verlieren.

Praktische Tipps für den Erfolg

Wer seinen Fensterbank-Kräutergarten erfolgreich betreiben möchte, sollte ein paar grundlegende Dinge beachten. Zunächst einmal ist die Wahl der richtigen Töpfe wichtig. Sie sollten unbedingt Abzugslöcher haben, damit überschüssiges Wasser abfließen kann. Untersetzer verhindern, dass die Fensterbank nass wird.

Bei der Erde solltest du nicht sparen. Billige Blumenerde aus dem Baumarkt taugt meist nicht viel. Hochwertige Kräutererde oder eine Mischung aus Gemüseerde und Sand sorgt für bessere Drainage und Nährstoffversorgung. Manche Kräuter, besonders die mediterranen Arten, mögen es sogar etwas sandiger.

Gedüngt werden muss nur selten. Die meisten Kräuter sind Schwachzehrer und kommen mit wenig Nährstoffen aus. Zu viel Dünger macht sie sogar weniger aromatisch. Ein- bis zweimal im Jahr etwas Flüssigdünger reicht völlig aus.

Wichtig ist auch die richtige Erntetechnik. Schneide immer mit einer sauberen Schere oder einem scharfen Messer, nicht mit den Fingern. Das verhindert Verletzungen an der Pflanze, die zu Krankheiten führen können. Ernte außerdem am besten am Morgen, wenn die Pflanzen noch voller Feuchtigkeit sind. Dann sind die Aromen am intensivsten.

Häufige Probleme und Lösungen

Auch bei der besten Pflege kann mal was schiefgehen. Gelbe Blätter sind meist ein Zeichen für zu viel oder zu wenig Wasser. Kontrolliere die Erde mit dem Finger – ist sie matschig, war's zu viel Wasser. Ist sie staubtrocken, zu wenig.

Schädlinge sind auf der Fensterbank zum Glück selten. Manchmal verirren sich aber Blattläuse oder Trauermücken in die Töpfe. Blattläuse lassen sich meist mit einem kräftigen Wasserstrahl entfernen, gegen Trauermücken helfen Gelbtafeln oder das Abtrocknen der Erdoberfläche.

Falls die Kräuter trotz guter Pflege nicht wachsen wollen, liegt es meist am Licht. Besonders im Winter reicht das Tageslicht oft nicht aus. Eine zusätzliche Pflanzenlampe kann hier Wunder wirken. Die muss auch nicht teuer sein – einfache LED-Lampen aus dem Baumarkt tun's auch.

Manchmal werden die Pflanzen auch einfach zu groß für ihre Töpfe. Dann ist es Zeit zum Umtopfen. Das machst du am besten im Frühjahr, wenn die Wachstumsperiode beginnt. Ein Topf, der etwa doppelt so groß ist wie der alte, reicht meist für ein weiteres Jahr.

Das ganze Jahr über frische Kräuter

Mit diesen acht Kräutern hast du das ganze Jahr über frische Gewürze zur Hand. Basilikum für die italienische Küche, Dill für den Fisch, Rosmarin für den Sonntagsbraten – der kleine Kräutergarten auf der Fensterbank macht dich unabhängig von teuren Supermarkt-Töpfchen.

Das Schöne daran ist, dass du immer nur so viel erntest, wie du gerade brauchst. Die Aromen bleiben voll erhalten, und du weißt genau, was in deinem Essen steckt. Keine Pestizide, keine langen Transportwege, keine Plastikverpackung.

Außerdem macht es einfach Spaß, den kleinen Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Jeden Tag ein bisschen größer, jeden Tag ein bisschen buschiger. Und wenn dann beim Kochen der Duft von frischen Kräutern durch die Küche zieht, weißt du: Es hat sich gelohnt.

Also, worauf wartest du noch? Schnapp dir ein paar Töpfe, besorg dir gute Erde und leg los. Deine Geschmacksknospen werden es dir danken.

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