Es ist gar nicht so schwer, Gewürzmischungen selbst herzustellen. Eigentlich braucht man nur die richtigen Grundgewürze und ein bisschen Mut zum Experimentieren.
Die meisten Fertigmischungen enthalten ohnehin Zutaten, die man bereits zu Hause hat. Hinzu kommen oft Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe oder Rieselhilfen, die den ursprünglichen Geschmack überlagern. Selbstgemachte Gewürzmischungen hingegen schmecken intensiver, sind günstiger und man weiß genau, was drin ist.
Warum selbstgemachte Gewürzmischungen die bessere Wahl sind
Frische spielt bei Gewürzen eine entscheidende Rolle. Viele Fertigprodukte liegen monatelang in den Regalen, bevor sie in der Küche landen. Die ätherischen Öle, die für den Geschmack verantwortlich sind, verflüchtigen sich mit der Zeit. Selbstgemischte Gewürze kann man dagegen in kleinen Mengen herstellen und regelmäßig erneuern.
Ein weiterer Pluspunkt: Du bestimmst die Schärfe, die Salzigkeit und kannst auf Allergene verzichten. Manche Menschen vertragen beispielsweise keinen Sellerie, der oft in Fertigmischungen versteckt ist. Anderen ist die Standardmischung zu mild oder zu intensiv.
Kostentechnisch rechnet sich das Selbermachen übrigens ziemlich schnell. Eine Tüte Grillgewürz für 1,50 Euro entspricht etwa 15 Gramm. Die gleiche Menge selbst gemischt kostet höchstens die Hälfte – und schmeckt dabei noch besser.
Die Grundausstattung: Was du wirklich brauchst
Bevor wir zu den konkreten Rezepten kommen, ein Wort zur Ausrüstung. Viel brauchst du nicht: Eine Küchenwaage, die auf Gramm genau misst, ist praktisch aber nicht zwingend nötig. Teelöffel und Esslöffel reichen für den Anfang völlig aus. Wer öfter mischt, kann sich eine kleine Mörser-Schale zulegen – das Zerkleinern von ganzen Gewürzen macht einen enormen Unterschied beim Aroma.
Wichtig sind luftdichte Behälter zur Aufbewahrung. Alte Marmeladengläser tun's genauso wie teure Gewürzdosen. Hauptsache, sie schließen gut und lassen kein Licht durch. Dunkel und trocken gelagert halten sich die meisten Mischungen problemlos sechs Monate.
Beim Einkauf der Grundgewürze lohnt es sich, auf Qualität zu achten. Billige Gewürze aus dem Discounter sind oft alt und haben wenig Aroma. Besser ist es, in türkischen Läden, auf Märkten oder in Reformhäusern zu kaufen. Dort bekommt man oft bessere Qualität für weniger Geld.
Allzweckgewürz: Der Klassiker für alles
Fangen wir mit dem Allrounder an: einer universellen Gewürzmischung, die praktisch zu allem passt. Das ist sozusagen der Schweizer Taschenmesser unter den Gewürzen. Die Basis bilden Paprika, Zwiebelpulver, Knoblauchpulver und Salz im Verhältnis 2:1:1:1. Dazu kommt noch ein bisschen schwarzer Pfeffer und je nach Geschmack etwas Oregano oder Thymian.
Diese Mischung funktioniert prima für Fleisch, Fisch, Gemüse und sogar für Ofenkartoffeln. Der Trick liegt im Paprikapulver – es sorgt für eine schöne Farbe und einen milden, leicht süßlichen Geschmack. Wichtig ist, edles Paprikapulver zu nehmen, nicht das billige Zeug, das hauptsächlich nach Staub schmeckt.
Wer's ein bisschen spannender mag, kann noch eine Prise Kurkuma dazugeben. Das macht die Mischung goldgelb und fügt eine erdige Note hinzu. Auch eine kleine Menge getrockneter Petersilie oder Schnittlauch verleiht der Mischung Frische.
Italienische Kräutermischung: Mehr als nur Oregano
Italienische Kräuter sind in fast jeder Küche zu finden, aber die fertigen Mischungen sind meist enttäuschend. Selbstgemacht schmecken sie wie ein kleiner Urlaub in der Toskana. Die Grundzutaten sind Oregano, Basilikum, Thymian, Rosmarin und Majoran – alles getrocknet, versteht sich.
Das Mengenverhältnis ist Geschmackssache, aber als Faustregel gilt: Oregano und Basilikum bilden die Hauptmasse, die anderen Kräuter werden sparsamer dosiert. Rosmarin sollte man vorher etwas zerkleinern, sonst hat man später harte Nadeln im Essen. Ein kleiner Tipp: Frische Kräuter kann man auch selbst trocknen, indem man sie bündelweise aufhängt.
Diese Mischung passt natürlich zu Pasta, Pizza und Tomatensoßen. Aber auch zu gegrilltem Fleisch, in Salatdressings oder über Mozzarella gestreut macht sie eine gute Figur. Besonders lecker wird's, wenn man die Mischung vor dem Verwenden kurz in einer trockenen Pfanne anröstet – das weckt die Aromen richtig auf.
Curry-Pulver: Die gelbe Verführung
Curry ist eigentlich keine einzelne Gewürzmischung, sondern ein Oberbegriff für unzählige Varianten. Jede indische Familie hat ihr eigenes Rezept, und das ist auch gut so. Für den Anfang reicht aber eine Grundmischung, die man später nach Belieben variieren kann.
Die Basis bilden Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel und Bockshornklee. Dazu kommen Zimt, Nelken, Kardamom und nach Geschmack Chili oder Cayennepfeffer. Das Kurkuma sorgt für die typische gelbe Farbe, Koriander und Kreuzkümmel für den erdigen Grundgeschmack.
Hier lohnt es sich wirklich, ganze Gewürze zu kaufen und selbst zu mahlen. Koriandersamen und Kreuzkümmel kann man in einer trockenen Pfanne kurz anrösten, bis sie duften. Dann abkühlen lassen und in einer Kaffeemühle oder einem Mörser zerkleinern. Der Geschmacksunterschied zu fertigem Pulver ist gewaltig.
Wer's authentischer mag, kann noch etwas Asafoetida dazugeben – das ist ein sehr intensiv riechendes Pulver, das in der indischen Küche oft verwendet wird. Vorsicht: Weniger ist mehr! Ein kleiner Teelöffel reicht für eine ganze Dose Curry-Pulver.
Grillgewürz: Für die Outdoor-Saison
Grillgewürz gibt's in jedem Supermarkt, aber warum Geld ausgeben, wenn man es selbst besser machen kann? Die Grundlage bilden Paprika, Zwiebelpulver, Knoblauchpulver und Salz. Dazu kommen schwarzer Pfeffer, ein bisschen Zucker für die Karamelisierung und je nach Geschmack Chili oder Cayennepfeffer.
Das Besondere an gutem Grillgewürz ist die Balance zwischen süß, salzig und scharf. Der Zucker sorgt dafür, dass das Fleisch schön braun wird, die Schärfe regt den Appetit an. Manche schwören auch auf eine Prise Senfsaat – die gibt eine leicht bittere Note, die gut zu Fleisch passt.
Für Fischliebhaber lässt sich die Mischung leicht abwandeln: Weniger Salz, dafür mehr Zitronen- oder Limettenschale. Auch getrockneter Dill oder Estragon passen gut zu Fisch. Bei Gemüse kann man mit Kräutern wie Thymian oder Oregano arbeiten.
Tex-Mex-Gewürz: Scharf und würzig
Tex-Mex-Küche ist mehr als nur scharf – sie ist komplex und vielschichtig. Die Basis bilden Chili, Kreuzkümmel, Paprika und Knoblauchpulver. Dazu kommen Oregano, Zwiebelpulver und oft auch etwas Kakao oder Kaffee für die Tiefe.
Der Kreuzkümmel ist hier das Geheimnis – er verleiht der Mischung den typisch mexikanischen Geschmack. Wer ganzen Kreuzkümmel hat, sollte ihn unbedingt selbst rösten und mahlen. Das macht einen riesigen Unterschied. Auch beim Chili kann man experimentieren: Cayennepfeffer für Schärfe, Paprika für Süße, Chipotle für Rauch.
Diese Mischung passt nicht nur zu Fleisch und Bohnen, sondern auch zu Süßkartoffeln, Mais oder sogar zu Schokolade. In Mexiko ist die Kombination aus Chili und Schokolade völlig normal – und schmeckt überraschend gut.
Fischgewürz: Zart und aromatisch
Fisch ist ein zartes Fleisch, das schnell von zu intensiven Gewürzen überlagert wird. Deshalb braucht man hier eine andere Herangehensweise. Die Basis bilden Dill, Petersilie, Zitronenschale und weißer Pfeffer. Dazu kommen je nach Geschmack etwas Fenchelsamen, Koriander oder Senfkörner.
Zitronenschale ist hier das A und O – sie verleiht dem Fisch Frische und hebt den Eigengeschmack hervor. Wichtig ist, nur die äußere Schale zu verwenden, nicht das weiße Darunter, das bitter schmeckt. Am besten eignen sich Bio-Zitronen, die man gründlich wäscht.
Weißer Pfeffer ist milder als schwarzer und passt besser zu Fisch. Auch Fenchelsamen harmonieren gut mit Meeresfrüchten – sie haben ein leicht süßliches, anisartiges Aroma. Wer keinen Fenchel mag, kann ihn durch Koriandersamen ersetzen.
Orientalische Mischung: Exotisch und verführerisch
Orientalische Gewürze transportieren einen gedanklich in ferne Länder. Die Basis bilden Zimt, Ingwer, Kardamom, Nelken und Piment. Dazu kommen je nach Region Kreuzkümmel, Koriander oder Sumach.
Diese Mischung ist vielseitiger, als man denkt. Sie passt nicht nur zu Fleisch und Reis, sondern auch zu Süßspeisen, Kaffee oder sogar zu Schokolade. In Marokko würzt man damit Tajines, in der Türkei Fleischbällchen, in Indien Currys.
Kardamom sollte man aus ganzen Kapseln selbst mahlen – das Pulver verliert schnell an Aroma. Auch Zimt ist als ganzer Stange viel intensiver als fertig gemahlen. Sumach ist ein säuerliches Gewürz, das in der orientalischen Küche sehr beliebt ist – bekommt man aber nicht überall.
Praktische Tipps für die Aufbewahrung und Verwendung
Gewürzmischungen halten sich am besten in luftdichten Behältern an einem dunklen, trockenen Ort. Feuchtigkeit ist der größte Feind – sie lässt die Gewürze verklumpen und schimmeln. Deshalb sollte man niemals mit feuchten Händen oder einem nassen Löffel in die Dose greifen.
Beschriftung ist wichtiger, als man denkt. Was heute offensichtlich ist, kann in drei Monaten ein Rätsel sein. Am besten notiert man sich auch das Mischungsdatum – so behält man den Überblick über die Frische.
Beim Dosieren gilt: Weniger ist mehr. Man kann immer nachwürzen, aber zu viel Gewürz lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Außerdem sollte man bedenken, dass sich der Geschmack beim Kochen noch intensiviert.
Wer öfter experimentiert, kann sich ein kleines Notizbuch anlegen und erfolgreiche Mischungen festhalten. So entwickelt man mit der Zeit seine ganz persönlichen Hausgewürze, die es nirgendwo zu kaufen gibt.
Selbstgemachte Gewürzmischungen sind auch ein tolles Geschenk. In schöne Gläser abgefüllt und mit einem handgeschriebenen Etikett versehen, freut sich jeder Hobbykoch darüber. Und der Geldbeutel freut sich sowieso – denn billiger als selbermachen geht's nicht.