Saisonal & Regional

Wie du auf dem Wochenmarkt nachhaltig und günstig einkaufen kannst

Der Wochenmarkt ist mehr als nur eine romantische Vorstellung vom Einkaufen. Hier findest du frische, regionale Produkte zu fairen Preisen – wenn du weißt, wie's geht. Zeit, die Geheimnisse der Marktprofis zu lüften.

Saisonal & Regional  |  Lesezeit: ca. 8 Min.
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Zwischenablage

Samstag, halb zehn. Während die meisten noch im Bett liegen, herrscht auf dem Wochenmarkt bereits geschäftiges Treiben. Händler bauen ihre Stände auf, stapeln Kisten voller Äpfel und richten Gemüseberge an. Wer jetzt denkt, Wochenmärkte seien nur was für Besserverdiener mit Zeit und Muße, liegt gehörig daneben. Tatsächlich kann der Gang zum Markt sowohl dem Geldbeutel als auch der Umwelt gut tun – vorausgesetzt, man weiß, worauf es ankommt.

Viele Menschen scheuen den Wochenmarkt, weil sie glauben, dort sei alles teurer als im Supermarkt. Das stimmt so pauschal nicht. Klar, die handverlesenen Bio-Tomaten vom Demeter-Hof kosten mehr als die holländischen Gewächshaustomaten aus dem Discounter. Aber wer strategisch vorgeht, findet auf dem Markt durchaus Schnäppchen – und tut nebenbei noch etwas für die Umwelt.

Der richtige Zeitpunkt macht den Unterschied

Timing ist beim Wochenmarkt alles. Die besten Preise machst du kurz vor Marktschluss. Gegen 12 oder 13 Uhr, je nach Markt, wollen die Händler ihre Ware loswerden und sind oft zu Verhandlungen bereit. Gerade bei leicht verderblichen Produkten wie Brot vom Vortag, überreifem Obst oder Gemüse mit kleinen Schönheitsfehlern lassen sich echte Schnäppchen machen.

Früh am Morgen hingegen ist die Auswahl am größten. Wer also spezielle Wünsche hat oder die schönsten Exemplare abgreifen möchte, sollte bereits zum Marktstart da sein. Das bedeutet oft: Wecker auf halb acht stellen, während andere noch friedlich schlummern. Dafür bekommst du die knackigsten Salate und die aromatischsten Tomaten.

Interessant ist auch der Wochentag. Viele Märkte finden mehrmals pro Woche statt. Der Hauptmarkttag – meist Samstag – ist zwar am lebhaftesten, aber auch am teuersten. Unter der Woche sind die Preise oft günstiger, weil weniger los ist. An einem Dienstag- oder Donnerstagmarkt kannst du oft entspannter einkaufen und dabei noch sparen.

Saisonales Denken spart Geld und schont die Umwelt

Hier kommt der größte Vorteil des Wochenmarkts ins Spiel: die Saisonalität. Im Mai kosten Erdbeeren aus der Region einen Bruchteil der importierten Ware. Im Oktober sind Kürbisse spottbillig zu haben, während sie im Supermarkt das ganze Jahr über den gleichen Preis kosten. Wer sich nach den Jahreszeiten richtet, spart nicht nur Geld, sondern reduziert auch seinen ökologischen Fußabdruck erheblich.

Spargel im Juni? Ja, gibt's noch – aber zu Wucherpreisen. Spargel im April hingegen ist nicht nur günstiger, sondern auch viel aromatischer. Das liegt daran, dass regionale Produzenten ihre Ware erntefrisch anbieten können. Lange Transportwege entfallen, die Produkte kommen oft am gleichen Tag vom Feld auf den Markt.

Ein kleiner Trick: Schau dir an, was besonders günstig angeboten wird. Das ist meist das, was gerade Saison hat und reichlich vorhanden ist. Im Herbst sind das Äpfel, Birnen und Kohlsorten. Im Sommer dominieren Beeren, Steinobst und Salate das Angebot. Wer flexibel beim Speiseplan bleibt, kann richtig sparen.

Direkt vom Erzeuger – aber Vorsicht vor falschen Versprechungen

Nicht jeder Marktstand führt auch eigene Ware. Manche Händler kaufen ihre Produkte auf dem Großmarkt ein – genau wie der Supermarkt auch. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber für Nachhaltigkeit und Preise macht es einen Unterschied, ob die Kartoffeln vom Hof nebenan oder aus Ägypten kommen.

Echte Direktvermarkter erkennst du oft daran, dass ihr Sortiment begrenzt und saisonal ist. Der Spargelbauer hat im Winter keinen Spargel, der Erdbeerhof bietet im März keine frischen Erdbeeren an. Das klingt banal, aber viele Verbraucher fallen darauf rein, wenn ein Stand das ganze Jahr über das gleiche Sortiment führt.

Nachfragen schadet nie. Die meisten ehrlichen Händler erzählen gerne, woher ihre Ware stammt. Wer ausweichend antwortet oder ungenau wird, verkauft vermutlich Großmarktware. Das muss nicht schlecht sein, aber dann kannst du auch gleich in den Supermarkt gehen.

Besonders lohnenswert sind Hofläden, die auf dem Markt ihre eigenen Produkte verkaufen. Hier stimmts oft noch mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Milch kostet vielleicht ein paar Cent mehr als im Discounter, dafür weißt du, dass die Kühe artgerecht gehalten werden und die Transportwege kurz sind.

Verhandeln will gelernt sein

In Deutschland wird ungern verhandelt. Auf dem Wochenmarkt gehört es aber durchaus dazu – zumindest in gewissen Grenzen. Aggressiv runterhandeln wie auf einem Basar funktioniert hier nicht. Höflich nachfragen schon eher.

Gute Gelegenheiten zum Verhandeln bieten sich bei größeren Mengen. Wer zwei Kilo Äpfel kauft statt 500 Gramm, kann oft einen Mengenrabatt aushandeln. Auch bei Produkten, die nicht mehr ganz taufrisch sind, lässt sich was machen. Der leicht welke Salat für 50 Cent statt einem Euro? Warum nicht, wenn er noch gut schmeckt.

Stammkunden haben übrigens Vorteile. Wer regelmäßig beim gleichen Händler kauft, bekommt oft bessere Preise oder wird bevorzugt behandelt, wenn die gute Ware knapp wird. Ein freundliches Wort, Interesse an den Produkten und Zuverlässigkeit zahlen sich aus.

Plastik vermeiden – aber richtig

Wer nachhaltig einkaufen will, denkt automatisch an Plastikverpackungen. Auf dem Wochenmarkt lässt sich tatsächlich viel Verpackungsmüll sparen. Obst und Gemüse wandern direkt in den mitgebrachten Beutel, Brot kommt in den Stoffsack, Käse wird in Pergamentpapier eingepackt.

Aber Achtung: Nicht überall ist unverpackt automatisch besser. Wenn die unverpackten Gurken aus Spanien kommen und die verpackten aus dem Gewächshaus nebenan, ist die Plastikfolie das kleinere Übel. Regionalität schlägt oft Verpackungsvermeidung, zumindest was die Klimabilanz angeht.

Eigene Behälter mitbringen ist trotzdem eine gute Idee. Viele Händler füllen gerne in mitgebrachte Dosen ab – besonders bei Käse, Wurst oder eingelegten Oliven. Das spart nicht nur Müll, sondern oft auch Geld, weil das Gewicht der Verpackung nicht mitgewogen wird.

Was wirklich günstiger ist – und was nicht

Pauschal lässt sich nicht sagen, dass der Wochenmarkt immer günstiger ist. Bei manchen Produkten stimmt es, bei anderen nicht. Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis oder Konserven sind im Supermarkt meist billiger. Dafür punktet der Markt bei frischen, saisonalen Produkten.

Besonders günstig sind oft Produkte, die gerade Hochsaison haben. Kirschen im Juni, Pflaumen im August, Kürbisse im Oktober – da kann der Markt mit dem Supermarkt mithalten oder ihn sogar unterbieten. Auch bei Spezialprodukten wie alten Gemüsesorten, besonderen Käsesorten oder handwerklich hergestellten Produkten bietet der Markt oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fleisch und Wurst sind auf dem Markt meist teurer als im Supermarkt, dafür aber oft von besserer Qualität. Wer weniger, aber dafür bewusster Fleisch konsumiert, fährt hier gut. Das Kilo Hackfleisch für 3,99 Euro aus der Kühltheke kann nicht die gleiche Qualität haben wie das vom Metzger für 8 Euro – das ist einfach Mathematik.

Haltbarkeit und Lagerung beachten

Marktware ist oft nicht so lange haltbar wie Supermarktware. Das liegt daran, dass sie meist reifer geerntet wird und weniger Konservierungsstoffe enthält. Tomaten vom Markt schmecken deshalb oft besser, halten aber auch nicht so lange.

Das bedeutet: Marktware sollte zeitnah verarbeitet werden. Wer am Samstag einkauft, plant am besten das Menü für die nächsten drei bis vier Tage. Einfrieren, einkochen oder fermentieren sind gute Methoden, um die Haltbarkeit zu verlängern.

Manche Produkte reifen zu Hause noch nach. Avocados, Bananen oder Steinobst können ruhig etwas unreif gekauft werden. Sie werden dann zu Hause noch perfekt. Das spart Geld, weil unreife Ware oft günstiger ist.

Der soziale Aspekt – mehr als nur Einkaufen

Auf dem Wochenmarkt wird noch geredet. Die Händler kennen ihre Produkte und können Tipps zur Zubereitung geben. Wann sind die Birnen reif? Wie lange halten sich die Eier? Welcher Käse passt zu welchem Wein? Solche Gespräche gibt es an der Supermarktkasse eher selten.

Diese persönliche Beratung hat einen Wert. Sie hilft dabei, Fehlkäufe zu vermeiden und neue Produkte kennenzulernen. Der Bauer, der seine eigenen Kartoffeln verkauft, weiß, welche Sorte sich für Püree eignet und welche besser als Pellkartoffeln schmeckt.

Außerdem unterstützt der Einkauf auf dem Wochenmarkt oft kleinere, regionale Betriebe. Das Geld bleibt in der Region, statt zu großen Konzernen zu wandern. Das ist zwar nicht direkt messbar, aber durchaus ein Wert für die Gesellschaft.

Praktische Tipps für den Markteinkauf

Eine Einkaufsliste hilft auch auf dem Markt, aber sie sollte flexibel bleiben. Wenn die geplanten Zucchini schlecht aussehen, die Auberginen aber gerade im Angebot sind, kann das Menü spontan geändert werden. Diese Flexibilität ist eine der großen Stärken des Markteinkaufs.

Bargeld nicht vergessen. Viele Markthändler nehmen noch keine Karten, und wer nur mit Plastikgeld bewaffnet ist, guckt in die Röhre. Ein paar Scheine und Münzen gehören zur Grundausstattung.

Große Taschen oder einen Trolley mitnehmen. Papiertüten vom Händler kosten extra und sind nicht besonders stabil. Wer regelmäßig auf den Markt geht, investiert in vernünftige Einkaufstaschen oder einen kleinen Wagen.

Nicht alles auf einmal kaufen wollen. Der Wochenmarkt ist kein Supermarkt, wo alles verfügbar ist. Wer zu hohe Erwartungen hat, wird enttäuscht. Dafür gibt es hier Produkte und Qualitäten, die im Supermarkt nicht zu finden sind.

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